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Weimar: Versicherer sollen Anna Amalia Bibliothek fünf Millionen Euro zahlen

Mehr als drei Jahre nach dem Brand in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar befasst sich das Landgericht Erfurt mit dem Streit um Millionenzahlungen für verbrannte Bücher. Das Gericht schlug einen Vergleich mit den Versicherungen vor.

Die neun Versicherungen sollen fünf Millionen Euro an die Klassik Stiftung Weimar zahlen, schlägt das Gericht vor. Das ist ein Viertel der umstrittenen Summe. "Der Ausgang ist völlig offen", sagte der Vorsitzende Richter Karl-Heinz Buus beim Gütetermin. Der Versicherungsvertrag ist seiner Meinung nach nicht eindeutig formuliert. Strittig ist, ob die Versicherungssumme für die Bibliothek bei 20 Millionen oder nur 2,5 Millionen Euro lag. Bei dem Feuer im September 2004 waren 50.000 Bücher und 34 Gemälde verbrannt, 62.000 Bände wurden beschädigt.

Offen ist zudem, ob neben den Kunstgegenständen auch alle Bücher im Stammhaus der zum Unesco-Kulturerbe gehörenden Herzogin Anna Amalia Bibliothek versichert waren oder nur entliehene Bücher oder Leihgaben. Diese Ansicht vertrat die AXA Art Versicherung AG vor Gericht. Sie repräsentiert 68 Prozent der Versicherungssumme innerhalb eines Konsortiums. Nach Angaben der Klassik Stiftung geht es um die Interpretation eines Passus im Vertrag, wonach die Versicherung für "Kunst und Kunstobjekte aller Art" gelte. Eingeschlossen sind nach Meinung der Stiftung damit auch Bücher. Die Versicherungen haben bisher 750.000 Euro für zerstörte Gemälde und Plastiken gezahlt.

Versicherer wollen "das Problem gütlich zu Ende bringen"

Bis Ende Februar wollen sich beide Seiten zu dem Vergleichsvorschlag äußern. Sollte kein Vergleich zustande kommen, will das Gericht am 20. März entscheiden. Stiftungspräsident Hellmut Seemann sagte nach der Verhandlung, das Angebot eröffne die Chance, wieder mit den Versicherungen ins Gespräch zu kommen und Möglichkeiten einer Einigung auszuloten. Die Versicherungen würden den Vorschlag des Gerichts ernsthaft und intensiv prüfen, um das Problem gütlich zu Ende zu bringen, sagte das Vorstandsmitglied von Axa Art, Bodo Sartorius. Kurz nach dem Brand hätten führende Stiftungsvertreter jedoch erklärt, die Bücher seien nicht versichert gewesen.

Knackpunkt des Streits ist ein Versicherungsvertrag der ehemaligen Kunstsammlungen zu Weimar von 1997. Mit der Fusion der Kunstsammlung mit der Klassik Stiftung im Jahr 2001 war der Vertrag am 30. Juni 2003 auf die gesamte Stiftung ausgedehnt worden. Die Versicherungssumme wurde von 20 Millionen D-Mark auf 20 Millionen Euro erhöht. Der Vertrag schloss zudem als "Risiko-Orte" die Anna Amalia Bibliothek, Goethe-Nationalmuseum sowie Goethe- und Schiller-Archiv ein. Offen ist in den Klauseln nach Angaben des Richters, ob die Höchstversicherungssumme auch auf diese drei Orte zu übertragen ist. Falls nicht, würde die Festlegung für "Risiko-Orte" in Höhe von 2,5 Millionen Euro gelten. Der Vertrag war am 30. September 2004, wenige Wochen nach dem Brand, ausgelaufen. (smz/dpa)

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