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Kultur: Wer kann Berlin regieren?: Multitalent: Töpfer hat gute Wirtschaftskontakte

Klaus Töpfer könnte mit der Liste der Ämter, für die er in den letzten zwei Jahrzehnten ins Gespräch gebracht worden ist, bequem seinen Schreibtisch tapezieren: vom Ministerpräsidenten des Saarlands angefangen bis hin zum Bundeskanzler. Auch für Berlin war der Mann, dem Helmut Kohl die Degradierung vom Umwelt- zum Bauminister mit dem Zusatzposten des Umzugsbeauftragten versüßt hatte, schon einmal im Gespräch.

Von Robert Birnbaum

Klaus Töpfer könnte mit der Liste der Ämter, für die er in den letzten zwei Jahrzehnten ins Gespräch gebracht worden ist, bequem seinen Schreibtisch tapezieren: vom Ministerpräsidenten des Saarlands angefangen bis hin zum Bundeskanzler. Auch für Berlin war der Mann, dem Helmut Kohl die Degradierung vom Umwelt- zum Bauminister mit dem Zusatzposten des Umzugsbeauftragten versüßt hatte, schon einmal im Gespräch. Töpfer hat, wenn es überhaupt zu konkreten Anfragen kam, stets abgesagt. Erst den Ruf der UNO zur Welt-Umweltbehörde hat er angenommen.

Dabei wäre der CDU-Politiker gewiss kein schlechter Kandidat für die Diepgen-Nachfolge. Töpfer ist ein Pragmatiker, hinter dessen lockeren Umgangsformen und dem Hang zur Unpünktlichkeit sich ein effektiver Arbeiter verbirgt. Als er seinerzeit zwangsumschulen musste, beherrschte er die Details der Bau- und Wohnungspolitik bereits nach wenigen Monaten. Auch um die äußere Repräsentation und den Draht zur Wirtschaft müsste sich die Berliner CDU keine Sorgen machen - obwohl seit Jahren nicht mehr im Land, ist Töpfer nach wie vor bekannter als mancher aktive Christdemokrat. In den Kabinetten von Helmut Kohl galt der einstige Professor für Landesplanung überdies als einer der wenigen, die wirklich etwas von Wirtschaft verstanden.

Freilich: Ein Mann mit Leidenschaft für Geklüngel und Seilschaften ist er nie gewesen. Ob Töpfer nicht beizeiten im Sumpf der lokalen Parteipolitik einsinken würde, ist so sicher nicht. Schließlich hat genau jenes parteipolitische Einzelgängertum, das den Fachmann immer mit einiger ironischer Distanz auf die Pöstchenmentalität seiner Partei- und Fraktionskollegen hat niederblicken lassen, seiner Karriere schon in Bonn Grenzen gesetzt: Er hatte schlicht keine Verbündeten.

Diese Erfahrung mag dazu beitragen, dass er keine Lust auf Berlin verspürt. Das Hauptmotiv aber hat er selber benannt, wenn auch höflich umschrieben: Klaus Töpfer will nicht die Berliner Luft retten, sondern das Klima der Welt.

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