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Kultur: Wes Brot ich ess, des Lied mir klingt

Silvio Berlusconi will unliebsame Leiter der Italienischen Kulturinstitute loswerden – auch in Berlin

Die italienische Regierung will offenbar den Chef des italienischen Kulturinstituts in Berlin ablösen. Der Vertrag des Philosophieprofessors Ugo Perone, der die Leitung des Instituts erst vor zwei Jahren übernahm, endet Anfang Juli. Das Außenministerium hat sich, wie Perone auf Anfrage des Tagesspiegel sagte, bisher nicht dazu geäußert, ob man seinen Vertrag verlängern will.

Perone wurde noch von der Mitte-Links-Regierung nominiert. Seit Amtsantritt der Regierung Berlusconi im Juni 2001 gab es mehrere Wechsel an der Spitze wichtiger italienischer Kulturinstitute, die Rom offen damit begründete, dass die Amtsinhaber der Regierung politisch nicht passten. So musste etwa die Brüsseler Institutschefin Sira Miori gehen, weil sie zu einer Diskussion über den Anti-Terror-Kampf den früheren Generalstaatsanwalt von Palermo eingeladen hatte. Außenstaatssekretär Mario Baccini, der in Rom für die auswärtige Kulturarbeit zuständig ist, warf Miori vor, sie habe damit „eine einseitige Debatte über die Justiz“ befördert. In New York traf es sogar ein Mitglied von Berlusconis Regierungsbündnis, den früheren Senator Paolo Riani. Dass sein Zwei-Jahres-Vertrag nicht verlängert würde, erfuhr er einen Tag vor dessen Ende. Riani erklärt seinen Rauswurf damit, dass er sich mehrfach geweigert habe, wenn man von ihm Ausstellungen für „obskure Maler und nicht gesellschaftsfähige Schriftsteller“ aus Italien verlangte. In London durfte Mario Fortunato bleiben, nachdem sich Harold Pinter, Doris Lessing, Salman Rushdie und in Italien Umberto Eco und Bernardo Bertolucci für ihn stark gemacht hatten.

Der Pariser Institutsleiter Guido Davico Bonino dagegen reichte seinen Rücktritt selbst ein: Er habe die Nase voll von einem „Klima totaler Linkenphobie, wo man jedes Thema peinlich vermeiden muss, das irgendwie nach Engagement riecht, vom italienischen Widerstand gegen die Nazis bis zur Wissenschaftsgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts." Die Ablösung von Bonino hatte Staatssekretär Baccini schon im März vergangenen Jahres angekündigt. In Paris habe das Institut Autoren eingeladen, die die Demokratie in Italien in Gefahr sähen, sagte Baccini der Zeitung „Il Mattino“ in Palermo. Institutsdirektoren aber, die „zu Angriffen auf unsere Regierung einladen statt für das Schöne an Italien zu werben“, könnten nicht damit rechnen, dass sie im Amt bestätigt würden.

Baccini hatte dabei auch Berlin erwähnt, wo „regierungsfeindliche Filme“ über den G8-Gipfel 2001 in Genua gezeigt würden. „Im Interesse des guten Namens Italiens, nicht weil es uns politisch nicht passt, werden wir solche Vorfälle nicht mehr hinnehmen können.“

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