zum Hauptinhalt

Wettbewerb: Thomas Horn: Das Wunderkind

Von der Quizshow zum Filmset: Eine Begegnung mit dem Hauptdarsteller von "Extremely loud...", dem 14-jährigen Jungstar Thomas Horn.

Da war sogar der alte Max von Sydow baff: „Unsere erste gemeinsame Szene – und da hat der Junge gleich einen Acht-Minuten-Monolog.“ Beim Kennenlernen sei Thomas Horn noch ein unerfahrener Anfänger gewesen, schon einen Monat später aber: perfekt. Und so diszipliniert. Kurz: „A brilliant boy.“

Filmplakate können ungerecht sein: Oben fett Tom Hanks und Sandra Bullock, unten klein der blutjunge Thomas Horn, obwohl doch er der Hauptdarsteller ist – und nun eben, da beide Oscar-Preisträger auf der Berlinale fehlen, der Mittelpunkt des medialen Interesses, das „Extremly Loud and Incredibly Close“ ausgelöst hat. Es ist, was die in einem Salon des Hotel de Rome versammelte Journalistenrunde betrifft, überaus wohlwollend.

Eine Art Wunderkind war ihnen avisiert worden: Geboren 1997 in San Francisco, dort auch aufgewachsen, die Eltern Ärzte, trotz seiner Jugend überaus belesen, fast ein Sprachgenie, unter anderem interessiert an Skifahren, Karate, Tennis, Klavierspielen, belegte dreimal vordere Plätze bei Schulwettbewerben von „National Geographic“. Durchs Internet geistert auch immer noch sein TV-Quizsieg bei der „Jeopardy! Kids Week“ 2010. Die sah auch ein Filmproduzent – und irgendwann kam unerwartet die Einladung zum Casting mit Regisseur Stephen Daldry.

Da sitzt er nun also, blauweiß gestreiftes Hemd, dunkelblaues Sakko, was bei vielen seines Alters albern aussähe, bei ihm nicht. Nippt am Wasserglas, bedankt sich höflich für jedes Lob, schwärmt in wohlgesetzten Worten von der für ihn so neuen Situation, Premiere, Interviews, Pressekonferenzen, – „It’s fine, it’s fine“ – ja auch dank der Journalisten in Berlin, die seien alle so nett zu ihm.

Ein Phänomen, irgendwie schon. Medienfest wie ein alter Profi, konzentriert den Fragen lauschend („very interesting“), wohlüberlegt in den Antworten, die er gerne mit „I think“ einleitet und ohne Stocken oder Stolpern ausformuliert – und auf der anderen Seite doch weiterhin ein netter Junge voller Kindlichkeit, in Berlin unter der Obhut von Daddie. Eine eigenartige, mitunter sogar irritierende Mischung.

Natürlich gab es viele Proben, lange Gespräche mit dem Regisseur, der sein Bestes gegeben habe, um ihm zu zeigen, wie man spiele, sagt der junge Star. Und der ja schon so viele „great jobs“ getan habe, im Film wie auf der Bühne. Einige Übungen seien sehr körperlich gewesen, etwa wenn er seine Hände auf einen Mitspieler legen sollte, der ihn dann wegstieß: „Das physische Gefühl sollte helfen, eine Emotion auszulösen.“ Oberstes Ziel der Übungen und Gespräche: „Ein tiefes Verständnis der Figur.“

Was der 11. September wirklich für Amerika bedeutete, hat er erst beim Besuch in New York wirklich verstanden, erzählt Thomas. In der Schule sei das nur ein Randthema. Ob er einmal weiter als Schauspieler arbeiten will, weiß er noch nicht. Angebote gibt es, aber im Vordergrund stehen für ihn doch Highschool und College. Seine Mitschüler fänden seine Schauspielerei natürlich „cool“ und freuten sich für ihn, als er deswegen wegfuhr, aber ebenso, als er zurückkehrte. Und Mädchen? Sehr kurzes Zögern: „I’m sorry, I can’t talk about that.“ Gute Antwort, großes Gelächter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false