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Kultur: „Wir brauchen Glück und einige Bestseller“ Verleger Arnulf Conradi über den Rückkauf des Berlin-Verlags

Herr Conradi, als Sie und ihre Miteigentümer Graf von der Goltz und Andreas Reinhart vor fünf Jahren den Berlin Verlag an Bertelsmann/Random House verkauften, sagten Sie dem Tagesspiegel, man habe Ihnen „einfach ein unwiderstehliches Angebot gemacht“. Warum kaufen Sie jetzt den Berlin Verlag und den zwischenzeitlich gegründeten Berliner Taschenbuchverlag zurück?

Herr Conradi, als Sie und ihre Miteigentümer Graf von der Goltz und Andreas Reinhart vor fünf Jahren den Berlin Verlag an Bertelsmann/Random House verkauften, sagten Sie dem Tagesspiegel, man habe Ihnen „einfach ein unwiderstehliches Angebot gemacht“. Warum kaufen Sie jetzt den Berlin Verlag und den zwischenzeitlich gegründeten Berliner Taschenbuchverlag zurück?

Roland Barthes hat einmal gesagt, dass der Rahmen Trumpf ist, und alles, was sich innerhalb des Rahmens befindet, bewegt sich mit ihm. Die Rahmenbedingungen damals, als wir unter das Dach von Random House gingen, waren ganz andere als heute. Es ging sowohl Random House als auch uns und anderen Verlagen gut. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Lage der Branche sehr verschlechtert, und der Druck von Random House auf uns stieg. Sie wissen ja, dass Random House von den Verlagen zehn Prozent Umsatzrendite verlangt. Davon waren wir sehr weit entfernt. Wir haben dann Gespräche geführt, bis zu dieser gütlichen Einigung.

Sie haben offenbar seit einiger Zeit über den Kauf des Berlin Verlages verhandelt. Warum dauerten die Verhandlungen so lange?

Eine solche „Extraktion“ ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Was sind die Rechte an Büchern wert, welche Rechte bleiben beim Verlag und so weiter. Am Donnerstagabend haben wir endlich unterschrieben.

Sie allein kaufen den Berlin Verlag jetzt zurück. Zu welchem Preis?

Das darf ich nicht sagen, das ist ein Teil des Vertrages.

Wie finanzieren Sie den Kauf?

Allein kann ich den Verlag nicht bezahlen. Ich habe Investoren gesucht und gefunden. Aber sie haben noch nicht unterschrieben. Deshalb kann ich die Namen auch nicht nennen.

Warum haben Sie mit dem Kauf nicht gewartet, bis sie Teilhaber gefunden haben?

Das ging nicht. Der Rückkauf ist die Voraussetzung für neue Investoren, sich zu beteiligen. Andersherum ist es nicht möglich. Darin liegt natürlich ein großes Risiko für mich.

Das Risiko besteht darin, Pleite zu gehen.

Sehr schnell sogar.

Was wird sich im Verlag ändern?

Sehr wenig. Wir werden die Verlage wie bisher weiterführen. Ich weiß und die Investoren wissen, dass wir ein, zwei schwierige Jahre vor uns haben. Der Markt für Literatur muss sich erholen, und wir brauchen ein bisschen Glück – wir brauchen ein paar Bestseller. Wie immer.

Das Gespräch führte Jörg Plath.

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