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Kultur: Wir leben nicht

... und sehnen uns doch: „Unloved“ von Kunitoshi Manda

Und wir dachten immer, die Fernöstlichen hätten keine Probleme mit ihrem Selbst. Sie besitzen es ganz natürlich und sie wissen sogar, wie man es wieder loswird. Es gibt da so Tricks. Zen-Buddhismus, Meditation. Aber dass sie so wenig damit klarkommen wie wir, dass wissen wir erst mit „Unloved“.

Und auch, dass sogar in Japan die Manager unglücklich sind. Eiji muss unglücklich sein in seinem Manager-Single-Appartment, sonst würde er anders mit Mitsuko sprechen. Aus den Untertiteln wissen wir, dass es sich bald um Liebesdialoge handelt, wenigstens seinerseits, aber nach dem Klang seiner Stimme würde man eher auf eine akut scheiternde Übernahmeverhandlung schließen. Vielleicht ist es aber auch ein Manager-Trick, dass wir glauben sollen, sie seien unglücklich, damit sie ihr Manager-Dasein sorgloser genießen können. Eiji will Mitsuko zu sich hinaufheben in die Manager-Welt. In jene Welt, wo die Frauen auch in Japan Versace und Gucci tragen und fast nie im Imbiss essen gehen. Noch wohnt Mitsuko in einer Art Wohnschachtel aus Blech mit Leiter davor. Es regnet fast immer, wenn Mitsuko nach Hause kommt. Das ist das prägende Bild von „Unloved“: der Regen vor der Wohnschachtel der Angestellten Mitsuko. Man könnte denken, so eine würde mit fliegenden Überläuferfahnen in Eijis Welt wechseln. Aber Mitsuko ist nicht verführbar durch Verführungen.

„Unloved“, die schöne, geduldige Studie von Manda Kunitoshi, ist ein vorsätzlicher Anti-Aschenputtel-Film. Das Selbst kommt Mitsuko dazwischen. Sie lässt sich mitnehmen in die teure Boutique, sie lässt sich von Eiji mit Kennerblick betrachten, sie geht mit ihm in das teure Restaurant, wo einem vor lauter Delikatesse der Appetit vergeht. Ein Glück, dass in diesem Augenblick Eijis Handy klingelt. Geschäfte! Dringend! Und plötzlich sieht sich Mitsuko in dem fremden Kleid in dem fremden Restaurant in der fremden Welt am Tisch sitzen und denkt den gefährlichsten Satz einer jeden Managerkarriere: Das bin ich ja gar nicht!

Dem Ich eine Form geben, wenigstens beim Essen: Das wäre es gewesen. Statt dessen verliebt sich Mitsuko in einen Versager von nebenan. Aber was, wenn der von einem Eiji-Leben träumt?

In den Kinos Balasz und fsk, jeweils OmU

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