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Kultur: Wo, bitte, geht’s zum Fahrerbunker? Ein Gruselfilm aus dem

Berliner Underground

Wer sich in Gefahr begibt!! Das lernen – schmerzhaft bis tödlich – vier neugierige Berlin-Touristen aus Venezuela, den USA, Frankreich und Korea, die via Internet eine illegale „Urban Explorer“-Tour durch die Tunnel Berlins gebucht haben. Sie beginnt im Keller eines Nachtclubs, und soll bis zum „Fahrerbunker“ gehen. „Fuehrerbunker?“ fragt der junge Amerikaner den windigen, wortkargen Fremdenführer Dante (Max Riemelt) verunsichert zurück. Der aber murmelt nur etwas von unglaublichen „Nazi-Graffiti“ in jenem Bunker für die „Fahrer des Dritten Reichs“ – und stapft ab ins Dunkle.

In klassischer Horrorfilmdramaturgie geht die Gruselreise in die Katakomben des Berliner Undergrounds so lange einigermaßen gut, bis Dante abstürzt, sich das Bein bricht und bewusstlos liegen bleibt. Die Explorer-Gruppe teilt sich auf, zwei junge Frauen suchen den Weg zurück, um Hilfe zu holen, der Amerikaner und seine venezolanische Freundin halten beim verletzten Dante Wache. Dann aber erscheint Armin (Klaus Stiglmaier) aus der Tiefe des Systems, ein pferdezähniger, ungepflegter Haudegen, der den Verlorenen angeblich helfen will ...

Warum auch sollte das bestialische Böse immer nur in Hollywood auftauchen? Konsequent am Splatterschema entlang erzählt der junge deutsch-rumänische Regisseur Andy Fetscher seine mit Blut, Fleisch und guten Darstellern gespickte Gewaltorgie. Zwar vermag er dem Thema jenseits des dunklen, feuchten, abseitigen Settings auch nicht viel hinzuzufügen – wenn ein Mörder auf fünf potenzielle Opfer trifft, dann passiert eben das, was passieren muss. Dennoch können sich Fans freuen: Der kleine, böse, professionell spannungsreich gefilmte und geschnittene Film stinkt für die, die's mögen, durchaus nicht gegen die großen, teuren Klassiker des Genres ab, und er hat überdies vor dem Hintergrund der Berliner Touristendebatte eine hübsch aktuelle Pointe.

Außerdem: Tolldreiste Urban Explorer, die aus Jux gefährliche Tunnelsysteme auf eigene Faust erkunden, sind tatsächlich ein Phänomen der Zeit. Einen irren Killer wünscht man selbstredend keinem auf den Hals. Aber vielleicht ärgert das Thema die „Sensation-Seeker“ wenigstens ein bisschen. Jenni Zylka

Cinemaxx, Cinestar Tegel, Colosseum, UCI Eastgate

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