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Mindmapping. Moshekwa Langa präsentiert seine Arbeit.

© ifa-Institut

Moshekwa Langa in der ifa-Galerie: Wo fange ich nur an

Aus Schrift und Bild werden "Mindmaps": Die ifa-Galerie in Berlin präsentiert in der Ausstellung „Der eifersüchtige Liebhaber“ die Papierarbeiten des südafrikanischen Künstlers Moshekwa Langas.

Es war ein Schock für den Schüler. Mit zwölf Jahren sollte Moshekwa Langa seinen Klassenkameraden zeigen, aus welchem Ort er stammt. Doch das südafrikanische Bakenberg war auf der Karte nirgends zu finden. Zu klein, zu unbedeutend, zu weit weg von Pretoria, wo der Junge eine Waldorf-Schule besuchen durfte. Und damit nicht existent. Seitdem versucht der 1975 geborene Künstler sich seiner Wurzeln zu versichern – und sie in Karten einzuzeichnen.

In der Ausstellung „Der eifersüchtige Liebhaber“ in der Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen sind diese Papierarbeiten nun zu sehen. Schrift und Bild kommen in „Mindmaps“ zusammen, Namen von Orten, in denen Langa gewesen ist, Namen von Menschen, die ihm auf seinem Lebensweg begegnet sind. Er benutzt Nagellack- und Sprühfarben, Nadel und Faden, Tapetenpapier, Zementsäcke oder zusammenkopierte Fotografien.

Schon als Jugendlicher sammelte er seine Materialien auf der Straße zusammen. Diesem Werkstoff-Mix blieb er treu. Der Betrachter muss sich mit Stichworten zufrieden geben, die Langa ihm hinwirft, denn die Geschichten dahinter behält er für sich. Was aber deutlich wird: Der Südafrikaner ist ein Wanderer zwischen den Kulturen. In seinen Collagen tauchen Stellvertreter Europas wie Afrikas auf, griechische Antikenskulpturen und traditionelle Volkskunst, mittelalterliche Ritter und Stammeskrieger.

Langa lebt in Amsterdam und Johannesburg. Spätestens seit er 2009 auf der 53. Biennale in Venedig und ein Jahr später in São Paulo ausstellte, ist er international bekannt. In der ifa-Galerie nun widmet er sich der Landflucht. Viele südafrikanische Dorfbewohner zieht es immer noch in die Mega-Citys auf der Suche nach ein bisschen Wohlstand. Stattdessen wächst die Armut in den Zuwanderervierteln. Langa hat in seiner raumgreifenden Installation „Ruf der Sirenen“ überdimensionale, gestreifte Zuckerstangen arrangiert. Doch mit der süßen Verlockung ist es nicht weit her. Die bunt bemalten Stäbe tragen Trauer. Auf ihnen balancieren Hüte mit schwarzem Schleier. Welche Hoffnung viele dennoch mit dem Umzug verbinden, zeigt ein subtiles, vierminütiges Video. Während Shirley Bassey in Dauerschleife „Where do I begin“ singt sieht man eine Menschenschlange in den 8-Uhr-Bus Bakenbergs in die Hauptstadt Pretoria einsteigen. Die Kamera hält frisch geputzte Lederschuhe und sonntägliche Rocksäume fest. „Der eifersüchtige Liebhaber“ könnte auch derjenige sein, der im Dorf zurückbleibt und mit ansehen muss, wie sich der Partner schick gemacht hat. Für die Stadt.
ifa-Galerie, Linienstraße 139/140, bis 21. 9., Di bis So 14–18 Uhr, Katalog € 16

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