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Kultur: Wörterticken

Stanislaw Drozdz in der Guardini-Galerie

Fragezeichen winden sich über das Blatt. Unsicherheit übersetzt Stanismaw Dróvdv das grafische Muster. Stämmige Ausrufezeichen schlagen neben den Fragezeichen ein – für den Künstler ein Bild der Unentschlossenheit. Schließlich vergittern die Ausrufezeichen die gesamte Fläche – Sicherheit. In der dreiteiligen Arbeit aus dem Jahr 1967 lässt sich die subtile Meisterschaft des polnischen Künstlers erkennen. Seine konkrete Poesie lässt Wörter durch visuelle Verdichtung begreiflich werden. Die Retrospektive „Anfangenden“ in der Guardini-Galerie erweitert den Horizont für das berühmteste Werk „Zwischen“, das derzeit in der Ausstellung „Tür an Tür“ im Gropiusbau zu sehen ist. Da treten die Besucher in einen Raum zwischen die Buchstaben, die zusammengesetzt das Wort „Zwischen“ ergeben.

Auch in der Guardini-Galerie gewinnen die schwarz-weißen Arbeiten ihren Witz aus einer absurden Logik Stanismaw Dróvdv’, der 2003 den polnischen Pavillon in Venedig gestaltete. Das Ticken von Wanduhren füllt die Galerieräume. Bei den einen fehlt der Stundenzeiger, bei den anderen der Minutenzeiger. Die letzte entstand nach dem Tod des Künstlers 2009. Ihr Uhrwerk ist abgeschraubt. Fast klingt es, als ticke sie lauter als die anderen Uhren. Simone Reber

Guardini-Galerie, Askanischer Platz 4, bis 25.11., Di–Fr 14–19 Uhr

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