zum Hauptinhalt

Kultur: Wolfgang Wagner: Der Alte und die Bayreuther Festspiele

Mit Schusseligkeiten fängt es an: die dritten Zähne sind weg oder das frisch geköpfte Frühstücksei. Wenig später behauptet man, ein fremder böser Mensch schaffe die gesuchten Sachen fort.

Mit Schusseligkeiten fängt es an: die dritten Zähne sind weg oder das frisch geköpfte Frühstücksei. Wenig später behauptet man, ein fremder böser Mensch schaffe die gesuchten Sachen fort. Wie sonst kommt der Silberlöffel in den Bio-Müll, das Handy zu den Socken? Die dritte Stufe: Man schusselt, greint, die Welt sei schlecht - und krallt sich wie Fafner, der Riese, an seinen Besitztümern fest. Diagnose: Altersstarrsinn.

Wenn der 81-jährige Wolfgang Wagner nun erklärt, er rede nicht weiter über die Zukunft der Bayreuther Festspiele, sondern konzentriere sich lieber auf die ihm "anvertrauten" Aufgaben, dann bedeutet das: Solange der "Alte" nicht selbst vom Stuhl kippt, bleibt er darauf kleben. Unglaublich, aber wahr. Bezweifeln wollte dies am Ende niemand mehr: Eva Wagner-Pasquier nicht, Wolfgangs Tochter aus erster Ehe, die sich kurz vor ihrer erwarteten Inthronisierung durch den Bayreuther Stiftungsrat von ihrem Cousin und Geschäftspartner Wieland Lafferentz trennte; Nike Wagner nicht, Wolfgangs Nichte, die mit Elmar Weingarten, dem Intendanten des Berliner Philharmonischen Orchesters, in den Ring stieg und ihre Pläne neuerdings gar mit Cousine Eva abstimmen möchte, im Sinne einer "Troika"-Lösung und auf dass sie sich nicht weiter öffentlich zerfleischen; und auch die Medien gaben sich keiner Illusion hin.

Gleichwohl ist die Entrüstung groß. Juristisch mag Wolfgang Wagner im Recht sein (sein Vertrag lautet "auf Lebenszeit") - politisch hat er sich restlos alle Sympathien verscherzt. Das Bayerische Kultusministerium spricht offen vom "Störfeuer auf dem Grünen Hügel", die oberfränkische Regierung nickt beflissen, und selbst Bayreuths Bürgermeister Dieter Mronz schüttelt ob solcher "Verweigerungshaltung" den Kopf. Wolfgang W. aber bleibt stur. Mit seiner zweiten Gattin Gudrun habe er den "richtigen Weg" gewiesen. Das klingt nach Erpressung, nach geriatrisch-infantilem Endstadium. Wollt ihr Zukunft? Nein! Wollt ihr Kunst? Nein! Ja, was wollt ihr denn? M-A-O-A-M! Oder endlich unsere Dritten zurück.

Christine Lemke-Matwey

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false