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Michael Müller, Berlins bisheriger Stadtentwicklungssenator.

© dpa

Berlins Kulturpolitik unter Wowereit-Nachfolger: Michael Müller und Tim Renner, ein ungleiches Duo

Bislang ist Michael Müller nicht als großer Freund der Künste aufgefallen. Wie wird Berlins künftiger Regierender Bürgermeister und Kultursenator Kulturpolitik machen? Und wie wird die Zusammenarbeit mit Tim Renner aussehen? Ein Blick zurück nach vorn.

Kultursenator Michael Müller also. Klingt ein bisschen wie: Finanzsenator Ben Becker. Fehlbesetzt, aber nicht unbedingt auf eine spannende Art. Der Mann, der mindestens bis zur nächsten Wahl Berlins Regierender Bürgermeister sein wird und damit auch das Amt des Hauptstadtkultur-Bestimmers von Wowereit geerbt hat, ist bislang nicht als großer Freund und Verteidiger der Künste aufgefallen. Um es mal vorsichtig auszudrücken. Klar, im „Stadtenwicklungskonzept Berlin 2030“, das Müller als Senator für Stadtentwicklung und Umwelt verantwortet hat, ist ziemlich oft von der Bedeutung der Kultur die Rede. Aber auf die Art, in der jeder Politiker versichern würde, dass in Kindergärten wichtige Arbeit für die Gesellschaft geleistet wird. Gehört halt dazu.

Auch bei jenen Kulturthemen, mit denen er bereits in seinem bisherigen Job befasst war – gemeinsam mit Senatsbaudirektorin Regula Lüscher –, hat sich Müller eher als indifferent erwiesen. Sei es die zähe Diskussion um eine Neugestaltung der Kulturforums-Brache oder um die Zukunft des Rathausforums sowie des Mitte-Areals rund um das Humboldtforum im Schloss. Vom Krisenmanagment bei der Staatsopernbaustelle und den Verzögerungen beim Bau des Einheitsdenkmals (Fledermäuse, Bodenmosaiken) zu schweigen. Der Bund baut, das Land gestaltet mit: Alles Themen, bei denen es Gerangel zwischen Berlin und dem Bund gibt. Mal sehen, wie Müller und Kulturstaatsministerin Grütters sich vertragen.

Michael Müller und Tim Renner, der Verwaltungsmann und der Rammstein-Macher

Kulturpolitik ist nicht zuletzt Personalpolitik: Ob Müller sich glühend dafür interessiert, wer die Nachfolge von Claus Peymann, Frank Castorf oder Jürgen Flimm antreten soll (falls einer von denen tatsächlich seinen Intendanzposten räumt)? Ob er, viel wichtiger, willens ist, Prioritäten und Leitlinien für Berlins Kulturpolitik zu formulieren?

Interessant dürfte jedenfalls die Zusammenarbeit zwischen dem Kultursenator und seinem Staatssekretär werden. Michael Müller und Tim Renner, auf den ersten Blick zwei Typen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Der Verwaltungsmann und der Rammstein-Macher. Der gelernte Drucker und der Label-Gründer. Das klingt nach: Akten gegen Facebook. E gegen U, Effizienz gegen Underground. Nicht unwahrscheinlich jedenfalls, dass die angenommene Kulturferne des neuen Regierenden Renners Position aufwerten und stärken wird – im Rahmen dessen, was der Staatssekretär als Chef der Verwaltung bestimmen kann.

Die freie Szene verspricht sich viel von Renner

Das dürfte vor allem die freie Szene freuen. Die verspricht sich viel von Renner, seit er sich öffentlich zu ihrem Anwalt erklärt hat. Mit dem Quereinsteiger, heißt es etwa aus der Koalition der freien Szene, seien ein neues Know-how, eine neue Sprache, eine neue Offenheit eingezogen. Renner verstehe, dass die Kultur in Berlin in erster Linie bezahlbare Räume brauche. Weswegen es ihn auch in den für den Umgang mit Landesgrundstücken verantwortlichen Portfolio-Ausschuss dränge.

Liegenschaftspolitik wiederum ist ein Thema, in dem sich Stadtentwicklungssenator Michael Müller auskennt. Er hat ja gegen den abdankungswilligen Finanzsenator Nußbaum durchgesetzt, landeseigene Immobilien nicht mehr nur an den Meistbietenden zu verhökern. Hier könnten sich Müller und Renner treffen. Als ungleiches, aber womöglich wirkungsvolles Duo.

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