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Kultur: Zärtlich ist die Nacht

JAZZ

Der Scheinwerferkegel eines Autos verirrt sich durch die Schaufenster und huscht über die Gesichter der Musiker. Ansonsten ist es im Berliner Jazzclub A-Trane stockfinster. Sanft atmet die Klarinette die eingängige Melodie. Effektvoll, intim und etwas melancholisch. Es ist das Schlussstück: „Flor de la Noche“. Die Augen braucht man dafür nicht schließen, dunkel ist es ja schon. Das Licht geht an, und die Realität hat einen wieder. Die bayrische Combo Quadro Nuevo ist schon ziemlich lange ein Geheimtipp. Seit sieben Jahren spielen die vier Musiker mit Saxophon, Akkordeon, Gitarre und Bass ihren Crossover-Stil aus Jazz, Salonmusik, Tango, Musette, Flamenco und neuerdings auch italienischer Canzone. Zwar spielt der Band-Name auf Piazzollas „Tango Nuevo“ an, beim genaueren Hinhören entpuppt sich die Musik aber als Liebeserklärung an die Melodien der zwanziger- und dreißiger Jahre, eine Ära, in der Pop noch handgemacht war.

Zwischen dem Schwelgen in den Harmonien bauen die Musiker Jazzelemente und diverse geräuschartige Klangkulissen in die Stücke, klappern und klopfen auf ihren Instrumenten, gar den Gang aus den Harmonien vermag man bei Saxofonist Mulo Francel zu erkennen. Die Mixtur aus lateinamerikanischen und südeuropäischen Klängen stimmt, ist so eingängig wie kunstvoll. Das hat Quadro Nuevo in diesem Jahr für ihr jüngstes Album „Canzone della Strada“ (GLM/Fine Music/Sony) einen Jazz-Award der Deutschen Phonogesellschaft eingebracht. Den Durchbruch haben Quadro Nuevo trotzdem noch nicht geschafft. So touren sie weiter unermüdlich durch die kleinen Clubs, allein in diesem Jahr geben Quadro Nuevo 150 Konzerte. Italien liegt vor der Haustür. Man muss nur hinhören (noch heute, morgen und Sa, jeweils 22 Uhr).

Michael Schultheiss

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