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Kultur: Zeitreisende ...

Mysteriös: „Rubinrot“ nach Kerstin Giers Roman.

Nicht ohne Geschick hat sich Kerstin Gier mit ihrem Jugendroman „Rubinrot“ und den Folgewerken „Saphirblau“ und „Smaragdgrün“ in der Lücke zwischen „Harry Potter“ und „Twilight“ komfortabel eingerichtet. Dass die Verfilmung nicht lange auf sich warten ließ, liegt in der Natur des Stoffes. Schließlich geht es um Zeitreisen – ein Sujet, das im Kino so zu Hause ist wie der Papst im Vatikan.

Die schöne Fähigkeit, durch die Jahrhunderte zu surfen, wird in der Familie Shepherd vererbt. Nicht jeder aber trägt das Zeitreise-Gen in sich, das pünktlich zum 16. Geburtstag aktiv wird. Eigentlich sollte die hübsche Cousine Charlotte (Laura Berlin) als Nächste dran sein. Ihr ganzes Leben wurden sie und der schmucke Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) durch die geheime Loge der „Wächter“ auf die Aufgabe vorbereitet. Dann aber stellt sich heraus, dass Gwendolyn (Maria Ehrich) die Auserwählte ist – ausgerechnet Gwendolyn, der die elitäre Geheimnistuerei ihrer Familie schon immer suspekt war.

Ganz offenkundig versucht „Rubinrot“ die Phantomschmerzen zu lindern, die mit dem Ende der „Twilight“-Filme beim Zielpublikum entstanden sind. Aber anders als in der Vampirsaga ist zumindest in diesem ersten Teil der amouröse Herzschmerz nicht die wichtigste Triebfeder. Hier stehen zunächst die Entwicklung der Verschwörungsgeschichte und die Einweisung ins reichlich komplexe Zeitreise-Regelwerk im Vordergrund. Dabei bietet London, wo sich Gegenwärtiges und die Patina vergangener Jahrhunderte ständig vermischen, eine ideale Kulisse.

Leider gelingt es Regisseur Felix Fuchssteiner nicht, die Motive zu einer stimmigen Atmosphäre zu verbinden. Zudem ist den zahlreichen Actionszenen deutlich anzusehen, dass es am angemessenen Budget fehlte. Weitgehend überzeugend immerhin agiert die junge Darstellerriege, die durch alte Hasen wie Uwe Kockisch, Gottfried John, Rüdiger Vogler sowie die umtriebige Katharina Thalbach ergänzt wird. Mit seiner Mischung aus Geheimniskrämerei, Action und romantischen Verwicklungen funktioniert der Spannungsaufbau in „Rubinrot“ reibungslos. Die notwendige emotionale Tiefe will sich im hektischen Zeitreisetreiben allerdings nicht so recht einstellen. Martin Schwickert

In 16 Berliner Kinos

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