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Kultur: „Zu teuer, zu cool“

Valeska Hageney hat lange in Galerien gearbeitet. Nun verkauft sie Bilder direkt aus den Ateliers

Frau Hageney

, Sie laden potenzielle Kunden direkt in Künstlerateliers. Was haben Sie gegen Galerien?

Überhaupt nichts. Mir ist das nur zu eingeschränkt. Da wird eine bestimmte Zielgruppe bedient. Dabei kaufen auch andere Leute Kunst. Und der Besuch in der Galerie ist oft sehr unpersönlich.

Weil der Zugang fehlt?

Genau. Das Faszinierende am Atelierbesuch ist das Chaos. Wenn man den Künstler kennenlernt und mit ihm redet, macht es oft klick. Im Atelier sieht man, wie die Künstler arbeiten. Eine Galerie ist ein superschöner, aber steriler Ort voll Kunst, von der man meist nicht erfährt, wie sie entstanden ist und was dahintersteckt.

Sie bringen die Besucher ins Atelier und verkaufen die Werke direkt. Sind Sie Kunsthändlerin oder Galeristin?

Ich bin ein Mittelding. Das Konzept einer Galerie habe ich weitgehend übernommen, nur dass in meinem Fall das Atelier zum Ausstellungsraum wird. Über die Hängung entscheiden der Künstler und ich zusammen. Vielleicht gibt es bald auch Gruppenausstellungen.

Können die Künstler bei Ihnen anders arbeiten?

Betreiber großer Galerien wissen, was sich verkaufen lässt. Aber ein Künstler experimentiert natürlich gern und entwickelt sich weiter. Im Atelier von Fabian Seyd, von dem man große Ölgemälde kennt, habe ich alte Fliesen gesehen, die er mit Kunstharz überzogen und bemalt hat. Beim Trocknen entstehen fraktale Muster. Die finde ich super, aber die kleinen Kacheln sind für eine Galerie nicht so spannend. Da ist der Aufwand zu groß und der Umsatz zu klein. Manche Galeristen würden dem Künstler sagen: „Bleib du mal schön bei deiner Linie.“

Und Sie regulieren nicht?

Nein, es ist wirklich Teamwork. Die Künstler suchen die Werke mit mir aus. Sie können experimentieren, neue Sachen zeigen und sehen, wie die Reaktion darauf ist.

Wen bringen Sie in die Ateliers?

Das müssen keine klassischen Käufer sein. Sondern Menschen, die Kunst schon immer toll fanden, aber nicht den Zugang gefunden haben. Zeitgenössische Kunst ist ja teilweise schwer zu interpretieren.

Im Atelier ist das anders?

Im Atelier ist der Künstler anwesend, ich bin da, und wir geben die Information. Dieser Erlebnisfaktor macht das Konzept auch für Berlin-Besucher interessant. Die Künstler und ich ermöglichen den Blick hinter die Bilder. Klar, richtige Sammler nimmt der Galerist auch mit in die Ateliers. Ansonsten aber muss man den Künstler kennen oder jemanden der einen Künstler kennt. Die stehen ja nicht in den Gelben Seiten.

Galerien tragen die Kosten für Räume, Ausstellungen, Messen und Kataloge, um ihre Künstler bekannt zu machen. Sie hingegen gehen ins Atelier zum Direktverkauf. Graben Sie den Galerien das Wasser ab?

Erstens ist bisher nur ein Künstler auch in einer großen Galerie vertreten. Zweitens verdiene ich an einem Verkauf nicht so viel wie eine Galerie. Ich sehe mich als Entdeckerin neuer Positionen und wünsche meinen Künstlern, dass sie später von einer guten Galerie vertreten werden – solange sie mein Projekt weiter mitmachen.

Im Regelfall bekommen Künstler und Galerist jeweils die Hälfte des Verkaufswerts.

Über die Verteilung möchte ich nicht sprechen. Aber ich versichere Ihnen: Es geht gerecht zu.

Hätten Sie nicht gern eine eigene Galerie?

Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Aber da ist einmal der wirtschaftliche Faktor. In Berlin mit geschätzten 450 Galerien ist die Konkurrenz einfach zu groß. Ich hätte auch nicht das Startkapital gehabt, und durch die Zielgruppe ist man wieder eingeschränkt.

Aber das kann Ihnen doch jetzt auch passieren?

Die meisten Leute, die bei mir kaufen, haben noch keine Sammlung. Ich hoffe auf Kunden, die es sich dreimal überlegen müssen, ein Werk dann aber unbedingt haben wollen. Ich will, dass sie es kaufen, weil sie es wirklich lieben.

Das Gespräch führte Marlene Giese

Die nächsten Atelierrundgänge findet am heutigen Samstag, 23.10., und 30.10. (jeweils 15 Uhr) statt und kosten 25 € pro Person. Info: www.valeskahageney.com.

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