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Richard Meier vor dem von ihm entworfenen Getty Center in Los Angeles.

© Reuters

Zum 80. Geburtstag von Richard Meier: Maschinist der Moderne

"Licht ist Leben", lautet sein Credo. Und so baut er auch. Am Sonntag wird Richard Meier 80 Jahre alt. Über einen Protagonisten der Moderne, der seine endgültige Formensprache schon lange gefunden hat.

Seit dem letzten runden Geburtstag sind noch ein paar Gebäude dazugekommen, doch von einem Spätwerk im eigentlichen Sinne wird man bei Richard Meier nicht sprechen können. Was er in jüngerer Zeit gebaut hat, schließt sich nahtlos an seine reife Phase an. Da gibt es keine Überraschungen mehr, da ist einer, der aus dem Fundus seines überragenden Könnens schöpfen kann, ohne nochmals neue Wege einschlagen zu müssen oder auch nur zu wollen.

Richard Meier, 1934 in Newark geboren, dem armen Nachbarn New Yorks auf der anderen Seite des Hudson, war kein Frühvollendeter, aber als er dann bekannt wurde, mit dem High Museum of Art in Atlanta und dem Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main Mitte der achtziger Jahre, da war er vollendet. Da hatte er seine Formensprache gefunden, die sich aus geometrischen Grundfiguren zusammensetzt, aus Rechteck, Kreis, Wandscheiben, und dazu aus der einzigen Farbe, die er gelten lässt – die Nicht-Farbe Weiß. „Licht ist Leben“, lautet sein Credo. Um möglichst viel Licht ins Gebäude zu holen, reißt er die Fassaden auf, macht riesige Fenster und die weißen Bauteile zu Reflektoren des Sonnenlichts. Groß oder klein, in allen Dimensionen ist Meier virtuos, ob beim Bau eines Strandhauses in Malibu oder beim durch ein gebäudehohes Atrium lichtdurchfluteten Stadthaus von Den Haag.

Richard Meier nannte Le Corbusier immer als Vorbild

Wie kaum ein zweiter Architekt hat Meier gleichermaßen auf beiden Seiten des Atlantik gebaut. Fast könnte man ihn für einen europäischen Architekten halten, mit Großbauten in München, Barcelona, Luxemburg, Basel – und dann noch mit dem Museum des Augustus-Grabmals in Rom, das ihm in der Ewigen Stadt keinen Beifall eingetragen hat. Zu kühl, zu glatt, ja, Meiers Bauten haben etwas Maschinenartiges. Kein Wunder, dass er als sein Vorbild immer Le Corbusier genannt hat, der zwar bei weitem nicht so viel gebaut hat wie Meier, aber immerhin die passende Theorie lieferte.

Meier arbeitete zunächst beim ehemaligen Bauhaus-Meister Marcel Breuer, bevor er 1963 sein eigenes Büro eröffnen konnte – im Haus der Eltern. Es dauerte dann nochmals fast zwanzig Jahre, bis er mit großen Projekten reüssierte, dann aber derart schnell zu Ansehen und Ruhm kam, dass ihm bereits 1984 der Pritzker-Preis, der „Nobelpreis der Architektur“, verliehen wurde. 1997 wurde sein größtes Projekt überhaupt fertig, das Getty Center hoch über Los Angeles, ein Eine-Milliarde-Dollar-Bau. Die gleißende kalifornische Sonne machte eine weiße Metallverkleidung der Fassaden unmöglich. Meier musste hellgelben Sandstein nehmen. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.

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