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James Salter bei einem Berlin-Besuch im Jahr 2005.

© Imago

Zum Tod von James Salter: Vollkommen nur in Büchern

James Salter war ein brillanter Stilist, der Sätze zum Leuchten bringen konnte. Jetzt ist der amerikanische Schriftsteller mit 90 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

In seiner Autobiografie „Verbrannte Tage“ steht ein Satz, mit dem James Salter seine Beziehung zur Literatur, sein Schreiben und seine Schwierigkeiten auf den Punkt bringt: „Es gibt Geschichten, die man erzählen muss, und Jahre, in denen sie erzählt werden müssen.“ 1925 als James Horowitz in New York geboren, musste Salter einige Umwege gehen, bevor er sich hauptberuflich als Schriftsteller betätigen konnte, ohne jemals ein Vielschreiber zu werden.

"Lichtjahre" war ein Roman über die Vergeblichkeit und Verlorenheit allen Lebens

Sein Vater, ein jüdischer Geschäftsmann, hatte für ihn eine militärische Karriere vorgesehen, und so landete er auf der berühmt-berüchtigten Militärakademie West Point und wurde zum Jagdflieger ausgebildet; Einsätze für die US-Airforce im Korea-Krieg folgten. 1956 dann, da war er noch Soldat und brauchte ein Pseudonym, publizierte Horowitz unter dem Namen James Salter seinen ersten Roman, „Jäger“: eine Geschichte über Kampfflieger und Kameradschaft, über das „Abenteuer“ und den „Rausch“ dieser Art des Fliegens, „aufregend wie die Liebe und genauso beängstigend“.

Die soldatische Welt hat James Salter geprägt. Er stellte sie in seinem zweiten Roman „Cassada“ über eine Air-Force-Staffel im Deutschland der fünfziger Jahre abermals in den Mittelpunkt. Auch später kam er in Erzählungen und seinem letzten, 2013 veröffentlichten Roman „Alles was ist“ erneut auf sie zurück. Erstaunlich ist, dass Salter selbst in diesen Büchern kaum platte Männerweltsverherrlichungen und triviale Hemingwayisierungen unterlaufen; dass man ihm in seiner Literatur – bis auf seine Autobiografie, versteht sich – eine gewisse Selbstgefälligkeit, auch den Hang zum Hollywood-Glamour, den Stolz als Drehbuchautor in dieser Welt verkehrt zu haben, so gar nicht anmerkt. Dafür kannte er sich in der komplexen menschlichen Seele zu gut aus. Dafür war er ein zu brillanter Stilist: ein Schriftsteller, der Sätze zum Leuchten bringen konnte, der darin bei aller Knappheit auch Räume öffnete.

Zur Vollendung brachte Salter sein Schreibhandwerk in den großartigen Liebes- und Eheromanen „Ein Spiel und ein Zeitvertreib“ und „Lichtjahre“, die mit einer sagenhaften, weit über zwanzigjährigen Verspätung erst ins Deutsche übersetzt wurden und ihn Ende der neunziger Jahre zu einer großen Entdeckung werden ließen. Der eine „wollüstig und doch rein, ein makelloses Buch, voll von Bildern einer unkeuschen Welt“, wie er selbst einmal sagte, der andere, „Lichtjahre“, genauso elegisch wie licht, ein Roman über die Vergeblichkeit und Verlorenheit allen Liebens und Lebens.

„Nur in Büchern findet man Vollkommenheit, nur in Büchern kann sie nie verdorben werden“, hat er in „Verbrannte Tage“ bekannt. Am Freitag ist James Salter im Alter von 90 Jahren gestorben, während einer Physiotherapie-Sitzung, wie es heißt – was gut zu diesem Leben passt.

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