zum Hauptinhalt
Die Preisträgerin des Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag: die deutsche Künstlerin Anne Imhof.

© dpa

Zwei Goldene Löwen für Deutschland in Venedig: Gut gebrüllt!

Anne Imhof und Franz Erhard Walther gewinnen auf der 57. Biennale di Venezia Goldene Löwen für Deutschland.

Ganz unerwartet kommt der Goldene Löwe der 57. Biennale di Venezia nicht: Wer den deutschen Pavillon während der Vorbesichtigungstage in den Giardini gesehen hatte, glaubte, den Preisträger schon zu kennen. So stark, so überzeugend auch im Vergleich zu den anderen Länderbeiträgen präsentierte sich Anne Imhofs Performance „Faust“, dass sich schon vor der Bekanntgabe der Jury die Besucher zuraunten: Die 39-Jährige muss den Löwen einfach kriegen.

Der mehrstündigen Aufführung mit jungen Akteuren in Streetwear, die sich somnambul im leeren Pavillon ober- und unterhalb eines eingezogenen Glasbodens bewegen, kann sich kaum jemand entziehen. „Sie zwingt den Betrachter in einen beklemmenden Zustand“, lobte denn auch die Jury. „Imhofs Arbeit zeichnet eine Auswahl von Objekten, Bildern, Körpern und Klängen aus, die eine eigenständige Antwort auf die Architektur des Pavillons gibt.“ Die Frankfurter Künstlerin hat für den Pavillon mit seiner NS-Geschichte, den schwierigen Maßen nach Hans Haackes Entschlackung, Gregor Schneiders „Haus Ur“ und Christoph Schlingensiefs „Kirche der Angst“ eine weitere Interpretationsmöglichkeit gefunden: als Totaltheater. In ihrer Dankesrede erklärte Imhof, ihr Beitrag stehe für „das Recht, anders zu sein“, und für die Aufarbeitung deutscher Vergangenheit.

Als einzige Nation hat Deutschland damit sechsmal den Preis für den besten Länderbeitrag erhalten. Und noch ein Löwe geht 2017 in die Bundesrepublik: an den Bildhauer Franz Erhard Walther als besten Künstler der Hauptausstellung „Viva Arte Viva“. Mit seinen in den 60ern entwickelten minimalistischen Skulpturen aus Textil und Stahlplatten ist Walther ein Klassiker. Jung hält sein Werk, dass es vom Besucher aktiviert werden kann. Im Arsenale führte der 77-Jährige das selbst vor: Schritt für Schritt bewegte er sich über die am Boden aufgereihten Stahlplatten. Ein einfacher Akt, der bis heute wegweisend ist.

Zur Startseite