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Zwischen den SPIELEN (3): Lautenspiel

Zu den während der EM penetrant augenfällig gewordenen Schattenseiten des Sports gehört, dass er ausgerechnet das Spiel gerne mal aus den Augen verliert. Jenes Tun aus Lust am Sein und an der Bewegung, das dem Spielen doch wesentlich ist.

Zu den während der EM penetrant augenfällig gewordenen Schattenseiten des Sports gehört, dass er ausgerechnet das Spiel gerne mal aus den Augen verliert. Jenes Tun aus Lust am Sein und an der Bewegung, das dem Spielen doch wesentlich ist. Verbissener Nationalismus macht sich breit und fördert xenophobe Neigungen zutage. Partypatriotismus, ja bitte, aber wehe, ein dunkelhäutiger Italiener knippst bei der Party das Licht aus.

Das Lautenspiel, das hier als Chiffre für jede alter- und damit in manchen Fällen auch deutschtümelnde Betätigung mit Stimme und Zupfinstrument stehen soll, kann in der Zeit zwischen den nationalen Großaufgaben in Sachen Sport ein wenig helfen, das eigene kulturelle Sosein in den Griff zu kriegen, ohne nervigen Chauvinismus. Die Laute – ihrer Herkunft nach übrigens eine Araberin (die Oud!) – und ihre Abkömmlinge ermöglichen ein dezentes Quantum an Heimatkult, ohne gleich Großmachtfantasien zu befördern. Man rüste sich je nach Gusto mit der „Mundorgel“, den „Zupfgeigenhansl“ oder dem großen Ärzte-Liederbuch aus – und ab geht’s da hin, wo man sich findet und wo es lindet. Andere Nationen haben das längst herausgefunden: Italienisch, Spanisch, Englisch – wer an einem warmen Berliner Sommertag zwischen Urbanhafen und Admiralsbrücke dahinspaziert, bekommt einen Einblick in internationale Folklore und Popmusik. Wer möchte dazu nicht beitragen?

Die Grundvoraussetzungen sind für jeden schnell geschaffen: Auf Renaissancelauten, Waldzithern und Jazzgitarren können Anfänger des öffentlich vorgetragenen Volksliedes getrost verzichten. Die für eine derartige Beschallung absolut ausreichende Ukulele bekommt in die Hand, wer in einem In-Bezirk der Stadt mit ausgestreckten Armen den Bürgersteig entlangradelt. Akkorde sind schnell gelernt, für die Penetranz, die es für einen eindrucksvollen Vortrag braucht, gilt: Kommt Sterni (vulgo: Sternburg Export), kommt Stimme! In diesem Sinne: Geben Sie Laut – und vergessen Sie nie, dass es ein Spiel ist.

Als Nächstes: das Brettspiel

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