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Mit Mühle. Georges Braques Gemälde „Le moulin à Café“ von 1942.

© Lempertz / VG Bildkunst, Bonn 2017

Lempertz zeigt die Sammlung Jacobs: Kaffee und andere koloniale Güter

Tassen, Kannen, Kocher: Das Auktionshaus Lempertz zeigt die Sammlung des Kaffee-Unternehmers Klaus J. Jacobs.

In Moabit erhebt sich die AEG-Turbinenfabrik, die Peter Behrens 1909 errichtete – eine kühne, solitäre Industriearchitektur. In der Berliner Dependance des Auktionshauses Lempertz steht währenddessen Behrens’ „Perkulator Nr. 4“, den er 1938 ebenfalls für AEG entwarf. Und auch wenn es schwerfällt, eine direkte Verbindung zwischen der gigantischen Halle und jenem vergleichsweise winzigen Kaffeebereiter aus vernickeltem Weißmetall herzustellen, spiegeln beide doch die ästhetischen Ideen des legendären Architekten: eine Verbindung aus sachlich eleganter Schönheit und späten Elementen von Art déco und Jugendstil.

Auf 150 Euro ist der Perkulator aktuell taxiert, aber wenn er am 16. November in Köln als Los-Nummer 154 zum Aufruf kommt, dürfte sein Preis deutlich steigen. Ähnlich wie im Fall der schwenkbaren Kaffeekocher aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, deren Einstiegspreise von den Experten des Auktionshauses auf dreißig bis hundert Euro festgelegt wurden. Oder das feine „Tête à tête“ mit Vermicellidekor, das um 1800 in den Brennofen von KPM kam und mindestens 3000 Euro kosten soll.

Nach dem Tod des Patriarchen orientiert man sich neu

Was die Schaustücke eint, die nun eine Woche lang in Berlin zur Vorbesichtigung stehen, ist ihr einstiger Besitzer: Klaus J. Jacobs. Der gebürtige Bremer, Jahrgang 1936, steht für eine ganze Kaffeedynastie. Nach seinem Umzug in die Schweiz engagierte sich Jacobs nicht bloß sozial, sondern sammelte über Jahrzehnte auf hohem Niveau, was seine Passion berührte: Silber, Porzellan, Kocher und Blechdosen – bis hin zum Spitzenlos der Auktion, dem Gemälde „Le moulin à café“ (1942) von Georges Braques , das ebenfalls gezeigt, aber erst am 18. November während der „Alte Meister“-Auktion versteigert wird (Taxe: 400 000–600 000 Euro).

All diese Dinge haben mit Kaffee zu tun. Man trinkt ihn aus Tassen, reicht ihn in Kannen oder erklärte ihn zum malerischen Motiv. Seit der Unternehmer 1984 das Jacobs Suchard Museum in Zürich gründete, wurden Bilder wie Objekte dort aufbewahrt und gezeigt. Neun Jahre nach dem Tod des Patriarchen orientiert man sich jedoch neu. Direktor Roger M. Buergel, der die Documenta 2007 in Kassel leitete, spricht von einer „gewandelten Mission“ und erweitert das Thema des Hauses um andere koloniale Güter. Geplant sind Ausstellungen über globale Handelswege. Jener Teil der Sammlung, der sich Europas ausgeprägter Kaffee(haus)-Kultur widmet, verlässt im Gegenzug das Haus, das inzwischen Johann Jacobs Museum heißt.

„Sammlung Klaus J. Jacobs“, Auktionshaus Lempertz Berlin, Poststr. 22; bis 27. 10., 11–17 Uhr

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