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Nächster Halt: Berlin. In der Europacity am Hauptbahnhof entwickelt sich eine Mischung aus Hotels und Firmenrepräsentanzen. Das Ölunternehmen Total aus Frankreich ist schon da, der Netzbetreiber 50Hertz und andere wollen noch kommen. Foto: CA Immo

© CA Immo

Bauplanung um den Hauptbahnhof: Die Wüste lebt auf

Zwei Schritte vor, einer zurück: Am Hauptbahnhof wachsen zwar neue Hotels, ein Schaufenster für Medizin ist in Planung. Doch es gibt auch Rückschläge im Areal. Ein Überblick.

Die Stadtwüste am Hauptbahnhof belebt sich langsam, aber es geht nach der Methode: zwei Fortschritte, ein Rückschritt. Mitte der Woche wird das Intercity-Hotel übergeben – ein Schritt vor. Das Projekt „Haus der Berliner Gesundheitswirtschaft“ kommt voran – noch ein Schritt vor. Zugleich ist ein großes Hotelprojekt nördlich der Bahntrassen wegen Insolvenz gestoppt – ein Schritt zurück. Eine Übersicht:

Hotels am Hauptbahnhof

An diesem Donnerstag eröffnet das Intercity-Hotel, daneben steht bereits das Meininger-Hotel. Und das Steigenberger eröffnet im kommenden Jahr in derselben Häuserzeile südwestlich vom Hauptbahnhof. Weitere Konkurrenz wächst buchstäblich nordwestlich des Bahnhofsgebäudes aus der Baugrube heran: die R&S Hotelbetriebsgesellschaft errichtet gleich zwei Beherbergungsstätten an der Invalidenstraße. Eines der beiden Gebäude verpachtet der Investor an die Ibis-Gruppe, die dort ein Zwei-Sterne-Haus eröffnen soll, das andere Gebäude führt die Firma selbst unter dem Namen „Amano“ und soll Drei-Sterne-Komfort bieten.

Auf die lange Bank geschoben sind dagegen die Pläne für den Bau eines weiteren Hotelprojektes westlich vom Hauptbahnhof: Eigentlich sollte hier seit dem vergangenen Jahr ein Hotel- und Kongresszentrum mit direktem Zugang zum Bahnhofsgebäude Gäste empfangen. Finanzschwierigkeiten der Aktiengesellschaft Chamartin-Meermann kamen dazwischen. Nach Angaben von Insolvenzverwalter Friedemann Schade hatte die Gruppe das Hotelprojekt am Bahnhof zuvor verkauft. Ob und wann der neue Grundstückseigentümer baut, ist nicht einmal der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bekannt.

Entwicklung der "Europacity"

Die Hotelneubauten gehören zu Berlins „Europacity“, wie der Eigentümer der meisten Grundstücke rund um den Hauptbahnhof das Gebiet nennt. Neben den Hotels baut die CA-Immo ein Bürogebäude, das „John-F-Kennedy-Haus“. Der Grundstein wurde im Sommer gelegt, die Bauzeit beträgt zwei Jahre. Unklar ist noch, wann das beste Grundstück am Ort bebaut wird, mitten auf dem Washington-Platz. Noch gibt es dafür keinen Nutzer. Weithin sichtbar im Norden des Bahnhofs steht der Total-Tower, ein leicht gekrümmtes Bürohochhaus an der Heidestraße, gebaut nach Plänen von Barkow Leibinger Architekten und benannt nach dem Mieter, dem französischen Ölmulti. Westlich vom Turm sollen Bürohäuser entstehen, die aber erst nach dem Neubau der S-Bahn gebaut werden können. Die Nachfrage nach Büroflächen ist gut, sagt CA-Immo-Sprecher Markus Diekow, deshalb werde zügig nach Fertigstellung der Bahnarbeiten gebaut. Nordöstlich des Hochhauses, am Spandauer Schiffahrtskanal, errichtet die Firma gemeinsam mit dem „Hamburg-Team“ Wohnungen. Der abschreckende nördliche Vorplatz des Bahnhofes, mit wild parkenden Autos, Würstchenbuden, Bushaltebuchten und Dauerbaustellen, wird nach Abschluss der S-Bahn-Arbeiten neu gestaltet: Einen mindestens 100 Meter hohen Turm will die CA-Immo dort in den Himmel über Berlin wachsen lassen und auch einen Vorplatz anlegen.

Uferbauten am Humboldthafen

Am Humboldthafen wird bislang erst ein größeres Gebäude realisiert. Das Unternehmen OVG Bischoff baut zwischen Kapelle-Ufer, Hugo-Preuß-Brücke und Alexanderufer ein Bürogebäude, das ab 2015 Hauptquartier der Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouse Coopers werden soll. Das Gebäude könnte das Quartier beleben. Geschäfte, Restaurants und eine Uferpromenade sind geplant.

Nördlich der Bahntrasse soll ein schmales Gebäude entstehen, auf 1150 Quadratmetern Grundfläche. Dafür gebe es „Gespräche mit Interessenten“, heißt es beim Liegenschaftsfonds, aber noch keine spruchreife Planung. Weiter fortgeschritten ist die Entwicklung zwischen dem nördlichen Ufer und der Invalidenstraße. Hier sind drei Baufelder ausgewiesen. Die beiden östlichen werden von einem Investorenduo aus Hamburg bzw. München bebaut. Hier sollen 250 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen, außerdem Büroflächen, Geschäfte und Gastronomie. Baubeginn: Herbst 2014.

Haus der Gesundheitswirtschaft

Das dritte Baufeld, die kleine Spitze am Friedrich-List-Ufer, war einst für Wowereits Kunsthalle reserviert, nun wird das 1200 Quadratmeter große Grundstück als möglicher Standort für ein „Haus der Berliner Gesundheitswirtschaft“ gehandelt, wie eine Sprecherin von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) bestätigte. Entstehen soll ein „Schaufenster der Gesundheit“ nach dem Vorbild der Firmenrepräsentanz des Medizinunternehmens Ottobock an der Ebertstraße. Auch eine gläserne Manufaktur ist denkbar. „Das Vorhaben ist dem Senator persönlich sehr wichtig.“ Das Geld für den Bau soll vor allem von Berliner Gesundheitsunternehmen kommen, die in dem Haus ihre Produkte vorstellen können. Eine zeitliche Planung gibt es noch nicht. Gegenwärtig wird östlich des Hauptbahnhofs die S-Bahnlinie S 21 gebaut (siehe Kasten). Damit sind die Grundstücke am Friedrich-List-Ufer für die nächsten Jahre blockiert. Die S 21 soll 2017 fertig sein.

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