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Heinz Rühmann, Schauspieler, Regisseur und Sportflieger, mit seiner De Havilland "Motte" in Staaken, 1935

© BFoto: Hans Schaller/Deutsches Technikmuseum Berlin

Ausstellung im Deutschen Technikmuseum: Hans Schaller: Des Teufels Fotograf

Er setzt die Luftfahrt in Szene, auch für den NS-Staat. Jetzt zeigt eine Ausstellung im Deutschen Technikmuseum das Werk Hans Schallers.

Des Teufels General – ein Cowboy? Ernst Udet, Flieger-As und von Luftwaffenchef Hermann Göring zum Generalluftzeugmeister ernannt, hatte sich dekorativ in Szene gesetzt: energischer Blick, Wildwest-Hut, Jagdkleidung, um ihn herum Trophäen früherer Jagdausflüge. Heute ein eher komischer Anblick, zu seinen Lebzeiten aber offenbar geeignet zu imponieren.

Udet war Vorbild für Carl Zuckmayers Dramenfigur wie auch ihre durch Curd Jürgens dargestellte Filmversion. Fotografiert hat den später in Ungnade gefallenen und 1941 durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Flieger der mit ihm befreundete Berliner Luftfahrtfotograf Hans Schaller. Die Aufnahme ist Teil einer diesem gewidmeten Fotoausstellung, die jetzt im Beamtenhaus des Deutschen Technikmuseums eröffnet wurde. Auf rund 90 Originalfotografien wird ein Querschnitt durch das 7500 Aufnahmen umfassende Werk des 1962 gestorbenen Fotografen gezeigt. 1989 war dessen Archiv von seiner Witwe ans Museum verkauft worden.

Schaller war Kriegsberichter

Die Werkschau dokumentiert den Wiederaufschwung der deutschen Luftfahrtindustrie in den dreißiger Jahren und zugleich den militärischen Missbrauch der damaligen Luftsportbegeisterung durch die Nationalsozialisten. Udet findet sich auf mehreren Aufnahmen, ein symptomatisches Motiv: Denn wie der Pilot hatte sich auch Schaller mit dem NS-Regime eingelassen, das beiden das Ausleben ihrer Begeisterung für die Fliegerei gestattete, im Falle Schallers zum Preis eines propagandistischen Missbrauchs seiner Arbeit.

Seine Bildberichte von den großen Segelflugveranstaltungen auf der Wasserkuppe in der Rhön Anfang der dreißiger Jahre sind noch unverdächtig, anders sah es mit Aufnahmen aus, die 1936 in der Ehrenhalle der „Großen Wassersport- und Luftsport-Ausstellung“ auf dem Messegelände am Kaiserdamm entstanden: links auf einem Podest eine Fokker Dr.I, wie sie Manfred von Richthofen, der Rote Baron, im Ersten Weltkrieg flog, rechts auf einer Ehrentreppe ein überlebensgroßes Foto mit Hitler und Göring, die ernst den Dreidecker zu betrachten scheinen – als Totenehrung verbrämte Kriegspropaganda, die einstimmen soll auf künftige fliegerische „Heldentaten“.

Schaller selbst wurde kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zur Luftwaffe als Kriegsberichter eingezogen, später vom Militärdienst freigestellt. Im Februar 1945 wurde er erneut eingezogen und geriet in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Rückkehr 1946 arbeitete er als Bildjournalist in Wilmersdorf.

Schauspieler fotografierte er auch

So finden sich vereinzelt auch Berliner Stadtansichten in der Ausstellung. Vom Flughafen Tempelhof und dortigen Massenveranstaltungen sowieso, aber auch von Straßenbauarbeiten um 1930 oder Miss-Wannsee-Wahlen in den ersten Nachkriegsjahren. Zudem hatte Schaller schon früh zahlreiche prominente Filmschauspieler fotografieren können, Aufnahmen finden sich im Bestand der Deutschen Kinemathek wie auch im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz. Ein Foto eines flugbegeisterten Schauspielers aber hat den Weg in die Ausstellung im Technik-Museum gefunden: Heinz Rühmann mit seiner De Havilland „Motte“. Quax, der Bruchpilot persönlich.

Die Ausstellung zu Hans Schaller im Technik-Museum ist bis 26. April zu sehen. Begleitend erscheint die von Jürgen Schmalfuß und Holger Steinle veröffentlichte Fotobiografie „Hans Schaller, Luftfahrtfotograf“ (Aviatic Verlag, 104 Seiten, etwa 200 Fotos, 19,80 Euro).

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