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Robert Metzkes: Große Liegende2006, Terrakotta engobiert83 x 145 x 54 cm

© Bernd Kuhnert, Courtesy Galerie Leo.Coppi

Robert Metzkes in einer Doppelausstellung: Gruß der Gegenwart

Stilisierte Schönheit: Zum 60. Geburtstag von Bildhauer Robert Metzkes sind seine Skulpturen in einer wunderbar konzentrierten Doppelausstellung in Berlin zu sehen.

Mit Mona fand er sein Ideal. Seit dem Jahr 2000 arbeitet der Berliner Bildhauer Robert Metzkes nach diesem Modell, zuvor hatte er seine Skulpturen ausschließlich nach der Erinnerung modelliert. Die junge Frau mit klassisch-schönen Zügen war über ein Jahrzehnt Metzkes’ bevorzugtes Modell. Monas Antlitz leuchtet in der wunderbar konzentrierten Doppelausstellung, die derzeit anlässlich von Metzkes’ 60. Geburtstag im Georg Kolbe Museum und in der Galerie Leo.Coppi stattfindet, gefühlt von jedem zweiten Sockel. Und selbst seit Metzkes Skulpturen auch nach anderen Modellen formt, erinnern sie auffällig oft an ihr Ebenmaß. Die Schönheit seiner Skulpturen hat etwas Stilisiertes, ja Serielles.

Beobachtungen wie diese zeigen, was man vom Realismus in Metzkes’ Schaffen zu halten hat. Die scheinbare Abbildhaftigkeit der lebensgroßen Terrakottaskulpturen mit farbiger Engobe, die in den letzten drei Jahrzehnten zum Markenzeichen des Bildhauers geworden ist, hat nichts mit dem Fotorealismus in der westlichen Skulptur der 1970er Jahre zu tun. Robert Metzkes, der Sohn des großen Ost-Berliner Malers Harald Metzkes und der Textilgestalterin Elrid Metzkes, ausgebildet an der Dresdner Akademie, wurzelt tief in der am klassischen Figurenideal orientierten Bildhauerei des Ostens. Gleichwohl hat sich sein Schaffen zeitlich erst nach der Wiedervereinigung entfaltet und kann als DDR-Kunst nicht angesprochen werden. Mit Realismus hat das, was Metzkes aus dem Ton ans Licht holt und unter der dezent farbigen, stets unglasierten Engobe zum Strahlen bringt, nur wenig zu tun.

Die Selbstverständlichkeit, mit der all die jungen Frauen – männliche Modelle wie sein Sohn Hans sind eine Seltenheit – ihren Platz behaupten, macht die Frage, ob sich Metzkes auf dem Boden der Moderne bewegt, seltsam irrelevant. Den Künstler beschäftigen Grundthemen der Skulptur: Volumen, Statik, Tektonik – und eine nie langweilende Harmonie. Die harte Arbeit, die in der Annäherung an das Ideal steckt, bleibt unsichtbar. In der Ruhe liegt hier Kraft.

Metzkes stellt seine Modelle meist bekleidet dar. Und obwohl diese Kleidung zeitgenössisch ist, hakt sich im Auge des Betrachters nichts Grelles fest. An archaische griechische Gewandfiguren erinnern Ganzfiguren wie „Stehende im schwarzen Kleid“, „Stehende im Kasack“ oder „Die Peruanerin“. Dass solche Skulpturen klassisch und nicht historisierend sind, beweist sich im Leipziger Grassi-Museum. In Kombination mit altägyptischer Kunst fungieren dort Gewandfiguren von Metzkes als Gruß einer Gegenwart, die um ihre Zeitlichkeit weiß.

Der Bildhauer kennt die Prägekraft der Kunstgeschichte und nutzt sie für seine eigenen Arbeiten. Einige der sparsam eingesetzten Gesten erinnern an Skulpturen von Antonio Canova und Johann Gottfried Schadow, andere an Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres. Sicher kein Zufall: Auch die Kunst um 1800 knüpfte in ihrer Klarheit und Typizität an die griechisch-römische Antike an.

Während in Kolbes Atelierhaus Metzkes’ Skulpturen ab Mitte der 1980er Jahre zum Vergleich untereinander einladen, kombiniert Julia Wallner, die neue Direktorin des Georg Kolbe Museums, im modernen Erweiterungsbau Skulpturen von Metzkes mit solchen von Kolbe, Wilhelm Lehmbruck und Ernesto de Fioris. Die fein ausponderierte Statuarik, die im Schaffen dieser klassisch Modernen eine Rolle unter vielen spielte, hat Robert Metzkes zu seinem bildhauerischen Lebensthema gemacht. Im Spannungsfeld von real Sichtbarem und ideal Erdachtem wächst sein außergewöhnliches Werk.

Georg Kolbe Museum, bis 9. Juni; Galerie Leo.Coppi, bis 17. Mai. Der gemeinsame Katalog kostet 15 Euro.

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