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Hinter einem Facebook-Ausfall steckte nicht Anonymous.

© AFP

Update

Facebook-Down: Anonymous lanciert falsches Bekennerschreiben

Mit einem gefälschten Bekennerschreiben zum Facebook-Ausfall hat Anonymous Medien in die Irre geführt. Immerhin: undenkbar schien ein Hackerangriff nicht.

Es wäre nicht völlig abwegig gewesen, zumal es in der Vergangenheit durchaus Drohungen in Richtung Facebook gab: Dass Anonymous-Aktivisten das soziale Netzwerk attackieren - undenkbar schien das nicht. Als dann am Mittwochmorgen auf der Facebook-Fanseite "Anonymous.Kollektiv" ein Bekennerschreiben auftauchte, mit dem sich die Organisation als Verursacher der zu diesem Zeitpunkt nicht ausgestandenen Erreichbarkeitsprobleme von Facebook speziell in Mitteleuropa ausgab, sprangen viele Medien darauf an: "Anonymous legt soziales Netzwerk lahm" - so und ähnlich titelten zahlreiche Onlinemedien.

Man hätte indes durchaus misstrauisch werden können, deklariert der Post die Aktion doch als Vergeltungsmaßnahme für die Festsetzung des prominenten Aktivisten "Sabu" durch das FBI. Rache für eine Polizeiaktion an einem sozialen Netzwerk, das damit denkbar wenig zu tun hat - derart ziellos gehen die Mitglieder des Kollektivs eigentlich nicht vor. Dementsprechend wenig überraschend war dann auch die Auflösung wenige Stunden später am selben Ort: Neben der Meldung hätten "ein Anruf bei BILD, N24 sowie eine E-Mail an den FOCUS" gereicht, "um deutschlandweit die Schlagzeile 'Anonymous legt soziales Netzwerk lahm' zu produzieren". Damit solle gezeigt werden, "wie leicht sich Medien dazu missbrauchen lassen, um Anonymous vermeintliche Straftaten anzuhängen!" Die betroffenen Medien reagierten, indem sie die Anonymousmeldung schnell vom Server nahmen.

Facebook war am Mittwochmorgen für einige Stunden für viele Nutzer nicht erreichbar. Wer die Seite aufrufen wollte, bekam nur eine Fehlermeldung zu sehen. Auch der mobile Zugriff auf die Seite funktionierte teilweise nicht. Mittlerweile scheint das Problem für viele Nutzer behoben und die Seite wieder erreichbar zu sein. Noch immer aber berichten auf der Internetplattform Twitter auch Nutzer von Problemen beim Zugriff.

Facebook hat allerdings mittlerweile mitgeteilt, die Probleme seien behoben, jedermann sollte nun wieder Zugang haben. "Heute kam es zu technischen Schwierigkeiten und dies führte dazu, dass die Seite für einige Nutzer in Europa nicht verfügbar war", sagte eine Sprecherin. "Wir entschuldigen uns für mögliche Unannehmlichkeiten." Zu den Gründen für den Ausfall konnte sie keine näheren Angaben machen.

Offenbar war das Problem verbreitet: Das Phänomen lag auf Platz 1 der Deutschland-Trendthemen bei Twitter. Unter dem Stichwort facebookdown berichteten viele Nutzer, dass sie nicht auf die Seite zugreifen können. Manche gingen ironisch mit dem Ausfall um. "+++ EIL +++ Bauerverband protestiert gegen #facebookdown +++ "Viele Farmville Bauern stehen vor dem aus." +++ EIL +++" schrieb ein User mit Blick auf das bekannte Facebook-Spiel Farmville, bei dem Nutzer einen virtuellen Bauernhof bewirtschaften. Andere spekulierten darüber, ob heute viele Firmen über die plötzlich gestiegene Produktivität ihrer Mitarbeiter staunen werden - oder ob es in neun Monaten besonders viele Geburten geben wird.

Tina Kulow, Sprecherin für Facebook in Deutschland, hatte am Mittwochmorgen zunächst keine Erklärung für die technischen Störungen. "Ich sitze in Hannover auf der Cebit und kann auf Facebook ganz normal zugreifen", sagte sie auf Anfrage des Tagesspiegels. "Bislang haben wir keine Informationen über eine Störung."

Nach einem Bericht des Fachportals heise.de hatte Facebook einige Stunden lang mit einem sogenannten DNS-Problem zu kämpfen. DNS-Server wandeln die Adresse facebook.com in die technische Adresse der Facebook-Server (IP-Adresse) um. Einige DNS-Server konnten am Mittwochmorgen die Facebook-Adresse nicht richtig auflösen.

Schon vor rund zwei Wochen hatte es Ladeprobleme bei Facebook gegeben. Und wie vertreibt man sich nun einen möglicherweise öden Vormittag im Büro? Lesen Sie hier einen Bericht über die Sehnsucht von Jugendlichen nach der Offline-Ära. (mit dpa)

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