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Ralph Baer, seine Brown-Box und das erste Videospiel "Ping Pong". Den wirtschaftlichen Erfolg heimste ein anderer ein.

© dpa

Zum Tod von Videospiel-Pionier Ralph Baer: Pixel, die die Welt veränderten

Ralph Baer, der Vater der Videospielekonsolen, ist tot. Am Ende seines Lebens war er alles andere als glücklich über den Weg, den die Branche eingeschlagen hat.

Der Titel als Urvater aller Videospiele und Erfinder der ersten TV-Videospielekonsole gebührt dem deutschstämmigen Ralph Baer, der am Samstag im Alter von 92 Jahren in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire gestorben ist. Die Tischtennissimulation „Pong“ gilt war gemeinhin als das erste Videospiel. Das ist nur insofern richtig, als das von Nolan Bushnell und Atari zunächst mit Automaten und später auch mit Konsolen für den Heimgebrauch vermarktete Spiel weltweit den Siegeszug dieser Unterhaltungsform auslöste. Ralph Baer hatte jedoch bereits 1968 die Brown-Box und das Spiel „Ping Pong“ entwickelt, aus der 1972 mit der Magnavox Odyssey die erste kommerzielle Videospielkonsole entstand. Atari musste später eine Strafzahlung an Magnavox zahlen.

Ralph Baer emigrierte 1938 in die USA

Ralph Baer wurde 1922 im pfälzischen Rodalben geboren. Zwei Monate vor den Novemberpogromen des Jahres 1938 emigrierte er im Alter von 16 Jahren mit seiner Familie in die USA. Neben seiner Arbeit in einer Fabrik absolvierte er eine Fernausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker. Während seiner Armeezeit war er in einer Nachrichtendienstabteilung in Frankreich stationiert. Nach Kriegsende absolvierte er ein Studium zu Fernsehingenieur und arbeitet später in einem Unternehmen, das unter anderem Überwachungsgeräte für das US-Militär herstellte.

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Baer war ein Erfinder mit unterschiedlichsten Interessen, der sich unter anderem darüber Gedanken machte, was mit den Millionen von TV-Geräten noch angestellt werden konnte. Beim Blick eines Radar-Gerätes, auf dem Flugzeuge als weiße Punkte dargestellt wurden, kam er auf die Idee für seine Brown-Box und das Ping-Pong-Spiel. Ein Nachbau ist im Berliner Computerspielemuseum zu besichtigen, ein Originalgerät gehört zum Bestand des National Museums of American History des Smithsonian Instituts in Washington. 2006 hatte der damalige US-Präsident George W. Bush Baer mit der National Medal of Technology ausgezeichnet.

Zu den rund 100 Patenten von Baer gehört zudem das elektronische Musikgedächtnisspiel „Simon“, das in Deutschland unter dem Namen „Senso“ vermarktet wurde. Das kreisrunde Gerät besaß vier farbige Tasten, die je nach Melodie in einer bestimmten Reihenfolge betätigt werden mussten. Baer hat zudem einen sprechenden Fahrradtacho, ein Kinderbuch, das die eigene Sprache aufnehmen und wiedergeben konnte, sowie einen Teddy-Bär, der mit seinen Freunden im Fernsehen sprechen konnte, erfunden.

Den Trend zu Gewaltspielen fand Ralph Baer abscheulich

Die Entwicklung der Videospielebranche, vor allem die Ausbreitung von Gewaltspielen, bezeichnete Baer in einem Interview später als Schande. „Was ich geschaffen habe, wurde abscheulich. Sie können dies aber auch in der Musik Literatur, Kunst sehen – in jeder Form der Kunst“, hatte Baer drei Jahre vor seinem Tod gesagt. Kurt Sagatz

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