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Meinung: … Großbritannien

über ein Urteil, das Mr Bumble in Erinnerung ruft und Mrs Blair Profit verschafft Das Gesetz ist ein Esel“, sagen die Briten, wenn, was ja vorkommt, die Paragrafen der Gesetzesbücher dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Der Spruch stammt von Mr.

über ein Urteil, das Mr Bumble in Erinnerung ruft und Mrs Blair Profit verschafft Das Gesetz ist ein Esel“, sagen die Briten, wenn, was ja vorkommt, die Paragrafen der Gesetzesbücher dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Der Spruch stammt von Mr. Bumble in Charles Dickens’ „Oliver Twist“ und wird eher in verwunderter Frustration als radikaler Empörung verwendet. Und genauso nahmen sie diese Woche das höchstrichterliche Schleierurteil auf, das der 16-jährigen Muslimin Shabina Begum das Recht gibt, hinfort den bodenlangen Dschilbab in der Schule zu tragen. Mit kopfschüttelnder Resignation.

Niemand wollte den Richter schelten, aber man wusste gleich: Der Toleranz war mit dem Urteil nicht gedient. Immerhin hatte in dem Prozess eine Schule verloren, die ihren Schülerinnen Kopftuch, Überkleid und Hosen erlaubte und mit ihrer Schuluniform ein Schulklima geschaffen hatte, in dem sich auch gläubige Muslims entfalten konnten. Nun musste sich die Schule ausgerechnet von einer religiösen Eiferin „selbstgerechte Biogotterie“ vorwerfen lassen.

„Uns Moslems hat Shabina keinen Dienst erwiesen“, schrieb Sarah Joseph, Herausgeberin eines Moslem-Magazins und eine der vielen modernen Musliminnen, die heute wie selbstverständlich Kopftuch tragen. Londoner sind gerade dabei, das ganz attraktiv zu finden. Nun, wo sich der Dschilbab gegen den Konsens maßvoller Toleranz durchgeklagt hat, bekommen es manche mit der Angst zu tun. „Ich schäme mich, es zuzugeben“, meinte A.N.Wilson, Kolumnist und Verfasser einer Jesusbiografie, „diese Kopftücher machen mir Angst.“ Neofaschisten von der „British National Party“ schimpften über die „weitere Konzession an die Scharia-Eiferer“. Der Erzbischof von Canterbury übte offene Kritik an Shabina Begum, die einen „Zusammenstoß zwischen der Muslimwelt und der säkularen Welt“ provoziert habe. Er warnte vor den Folgen für die Beziehungen zwischen den Glaubensgemeinschaften.

Angestachelt wurde Shabina bei ihrem zweijährigen Gang durch die Gerichte übrigens von ihrem Bruder Shuweb Rahmann, einem Anhänger der islamischen Gruppe Hizb ut-Tahrir, die einen weltweiten moslemischen Gottesstaat errichten will. Rechtshilfe erhielt sie von einer staatlichen Jugendschutzeinrichtung. Die Schule muss 110 000 Euro Gerichtskosten zahlen – ein Teil geht als Gebühr an die Menschenrechtsanwältin Cheerie Booth, Mrs. Tony Blair. Kein Wunder vielleicht, das viele an Mr. Bumble denken.

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