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Meinung: … London

Öko-Apostel haben es nicht leicht. Zumal in einem Land, dass erst spät, dafür umso gewaltiger auf den Öko-Trichter gekommen ist.

Von Markus Hesselmann

Öko-Apostel haben es nicht leicht. Zumal in einem Land, dass erst spät, dafür umso gewaltiger auf den Öko-Trichter gekommen ist. Da will man die Welt und seine Karriere retten, doch alles, was man bekommt, ist Spott. David Cameron zum Beispiel. Der Chef der britischen Konservativen hat nicht nur seine Partei, sondern auch sein Haus überholt. Ein umweltfreundliches Pilotprojekt musste es sein, mit Solarenergie und Wasserrecycling.

Höhepunkt des Beispielhaften sollte eine Windturbine auf dem Dach des Cameron-Anwesens im Londoner Stadtteil Kensington sein – gut sichtbar als Zeichen, dass es hier einer ernst meint. Das Gerät wirkte zwar etwas mickrig, eher wie der umgedrehte Außenbordmotor eines Schlauchboots. Und es dauerte auch nicht lange, bis erste Experten ausrechneten, dass der Beitrag zum Energiebedarf eines Fünf-Personen-Haushaltes minimal ist und sich so ein Gerät aufgrund der hohen Anschaffungskosten nicht rechnet. Doch Camerons PR-Strategen verwiesen souverän auf das Pionierhafte an der Tat des grünen Konservativen.

Doch jetzt kam es zur PR-Katastrophe: Die Turbine muss weg – zumindest vorerst. Das Gerät wurde falsch angebracht. Die örtliche Baubehörde hatte angeordnet, es am Kamin zu befestigen und nicht auf einer Art Fahnenstange, die aus der Wand ragt. Offenbar hatten sich Nachbarn beschwert, die Konstruktion verschandele die schöne (und teure) Umgebung. „Camerons Turbine vom Winde verweht“, schrieb der „Evening Standard“.

Cameron ist solchen Kummer gewohnt und kann ihn aufgrund seiner guten Umfrageergebnisse verkraften. Reporter des Boulevardblattes „Sunday Mirror“ etwa durchwühlten seinen Müll und fanden – ökologischer Straftatbestand – Einwegwindeln. Der Konservativen-Chef kann sich auch damit trösten, dass er nicht allein ist. Umweltminister David Miliband, der neue Jungstar im Labour-Kabinett, wird bei so ziemlich jedem öffentlichen Termin von Wählern gefragt, wie er denn angereist sei – mit der Bahn, mit dem Fahrrad oder doch mit den Umweltkillern Auto und Flugzeug.

Sobald Prinz Charles, der Öko-Apostel unter den Royals, ein Flugzeug besteigt, sind ihm Spottüberschriften sicher. Obendrein machte sich die „Daily Mail“ über seine Kampagne für gesundes Essen lustig. Charles war mit der Forderung zitiert worden, McDonald’s zu verbieten. Das Blatt verglich daraufhin eine Pastete, die Charles in seiner ökologisch korrekten Firma Duchy Originals herstellen lässt, mit einem Burger. Und fand mehr Fett und Salz als in dem Fast-Food-Produkt.

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