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Meinung: … Namibia

Lobhudelei gegenüber den Reichen und Mächtigen ist in Afrika nicht ungewöhnlich. Zu Geburtstagen des namibischen Gründervaters Sam Nujoma wimmelten die Zeitungen in der früheren deutschen Kolonie stets vor Glückwünschen von Ministern oder Geschäftsleuten an den vergangenes Jahr aus dem Amt geschiedenen Präsidenten.

Lobhudelei gegenüber den Reichen und Mächtigen ist in Afrika nicht ungewöhnlich. Zu Geburtstagen des namibischen Gründervaters Sam Nujoma wimmelten die Zeitungen in der früheren deutschen Kolonie stets vor Glückwünschen von Ministern oder Geschäftsleuten an den vergangenes Jahr aus dem Amt geschiedenen Präsidenten. Und wenn Nujoma während seiner Amtszeit von einer seiner vielen Auslandsreisen zurückkam, musste das Kabinett oft geschlossen am Flughafen Spalier stehen.

Angesichts solcher Verehrung wollte auch das namibische Kulturministerium nicht zurückstehen: Obwohl das Budget für die namibische Filmindustrie mit umgerechnet knapp 20 Millionen Euro nicht üppig ist, sind Namibias Kulturkommissare überzeugt, mit der Verfilmung von Nujomas Lebensgeschichte einen Kassenschlager zu landen – und haben fast 10 Millionen Euro in das Projekt gepumpt. Noch war keine Szene gedreht, da wusste der Chef des panafrikanischen Zentrums in Windhuk bereits, dass der Film definitiv das Potenzial habe, Namibias Filmindustrie international zum Durchbruch zu verhelfen. Umso mehr überrascht, dass die Dreharbeiten zunächst aus Geldmangel kaum vorankamen. Und als es Mitte vergangenen Jahres schließlich losging, geriet der Film wegen unbezahlter Rechnungen für viele Statisten aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen.

Inzwischen fragen sich nicht wenige, ob der Film jemals das Licht der Welt erblicken wird. Auch nach fast 20 Monaten gibt es nur eine „Rohfassung“, die Nujoma bereits vorgeführt wurde – angeblich, um die politische und historische Authentizität zu garantieren wie die namibische Informationsministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah letzte Woche erklärte. Ebenso ungewiss ist, ob die Menschen in aller Welt ausgerechnet durch die Verfilmung eines Buches elektrisiert werden, das zwar jedes Kadertreffen von Nujomas Swapo-Partei dokumentiert, aber die Zeit nach seinem Machtantritt im Jahr 1990 fast ausspart. Andererseits: Viel verpasst der Leser dadurch nicht. Größere Fortschritte wurden in seinen 15 Amtsjahren nicht erzielt. Nujoma regierte weder gut noch schlecht, was in Afrika gemeinhin bereits als Erfolg gilt. Auch sein freiwilliger Rückzug in den Ruhestand wird in dem Film nur gestreift, obwohl es sich gerade dabei um ein in Afrika eher seltenes Phänomen handelt: Schließlich starben die Staatschefs des Kontinents bis vor kurzem entweder im Amt oder wurden per Putsch vertrieben.

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