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18. März 1990: Bewegende Geschichte

Die Feierstunde zur Erinnerung an die erste freie Volkskammerwahl wurde von ARD und ZDF nicht übertragen. Als Beleg für Geschichtsvergessenheit freilich taugt der Vorfall nicht.

Von Matthias Schlegel

Das ZDF hatte sich, ungeachtet drängender Bitten des Bundestagspräsidenten, für die „Drehscheibe“ und die Themen „Angst vor der Genkartoffel“ und „Melkwettbewerb in Niedersachsen“ entschieden. Und so blieb in der gestrigen Mittagszeit die Übertragung der Feierstunde des Parlaments zur Erinnerung an die erste freie Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 dem Spartenkanal Phoenix und dem Bundestagsfernsehen vorbehalten. Norbert Lammert ließ es sich nicht nehmen, diesem Sachverhalt eine Minute in seiner Gedenkrede zu widmen. Der Präsident, der nicht zum ersten Mal die Missachtung parlamentarischer Arbeit durch die Öffentlich-Rechtlichen kritisierte, wird das Thema, wie er auch ankündigte, zu gegebener Zeit mit den dafür Zuständigen vertiefen. Als Beleg für Geschichtsvergessenheit freilich taugt der Vorfall nicht. Die vielfältigen Aspekte und bewegenden Momente von friedlicher Revolution, Mauerfall und Einheitseuphorie in den zwei letzten Jahren der DDR sind in den Medien, aber viel mehr noch in unendlich vielen Zeitzeugenforen, Podiumsgesprächen, Dokumentationen, Geschichtswerkstätten, künstlerischen Arbeiten, Internetplattformen präsent. Wer sich erinnern, noch einmal eintauchen will in die spannendste und vor der Welt vorzeigbarste Phase deutsch-deutscher Geschichte kann das tun. Das Parlament hat dem eine Facette hinzugefügt – freilich eine denkwürdige. sc

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