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Afghanistan: Mit Geld zum Frieden

Guido Westerwelle plant ein Aussteigerprogramm für Taliban. Allerdings muss sich naiv schimpfen lassen, wer glaubt, damit die Lösung für die Probleme des Landes gefunden zu haben.

Guido Westerwelle plant ein Aussteigerprogramm für Taliban. Der Außenminister will Mitläufern eine wirtschaftliche und soziale Perspektive bieten. Das eint ihn mit US-Präsident Barack Obama. Und trifft sich mit dem, was die Regierung von Hamid Karsai will. Das Anliegen ist auch nicht verkehrt. Im Gegenteil. Allerdings muss sich naiv schimpfen lassen, wer glaubt, damit die Lösung für die Probleme des Landes gefunden zu haben. Mehr nämlich, als dass der Vorschlag eine Antwort wäre, wirft er neue Fragen auf: Lassen sich Aufständische, Islamisten, Terroristen allein mit Geld tatsächlich zu friedlichen Demokraten erziehen? Wer soll frühere Kämpfer und ihre Familien vor Racheakten schützen – etwa die schon jetzt von (ehemaligen) Taliban durchsetzte Polizei? Wie will man verhindern, dass das Geld im Patronagesystem des Karsai-Clans versickert? Außerdem möchte man dieser Tage an eine Einsicht aus Zeiten der britischen Besatzung erinnern: „You can rent an Afghan, but you can’t buy him“ – „einen Afghanen kannst du mieten, aber nicht kaufen“. Will sagen: Loyalität ist am Hindukusch erfahrungsgemäß ein Phänomen auf Zeit, zahlt die andere Seite mehr, wechselt man den Partner wieder. Westerwelle wird also schon noch die ein oder andere Anstrengung gedanklicher Natur auf sich nehmen müssen: London markiert nicht das Ende, sondern bestenfalls einen neuen Anfang des Arbeitens an einer besseren Zukunft Afghanistans. mis

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