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Afrika: Brüder im Geiste

Warum Südafrikas ANC-Regierung Simbabwes Diktator Mugabe unterstützt

Es ist schwer, Simbabwe nicht als hoffnungslosen Fall abzuschreiben. Mindestens ein Viertel seiner rund zwölf Millionen Menschen ist seit der Jahrtausendwende aus dem Land geflohen – Flüchtlingsströme, wie man sie sonst nur aus Kriegsgebieten kennt. Hunderttausende wurden aus ihren Häusern vertrieben. Fast alle Institutionen sind kollabiert: Wer heute in Simbabwe schwerer erkrankt, hat Glück, wenn er überlebt.

Sieben Jahre nach der Vertreibung von 4000 weißen Großfarmern und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Kollaps gerät Präsident Mugabe zunehmend unter Druck. Leere Regale in den Supermärkten, der Mangel an Benzin und die vom Regime nun sogar auf die Geschäftswelt gehetzten Schlägertrupps zeigen: Der Versuch des Diktators, den drohenden Machtverlust durch Landraub, Verfassungstricks oder pure Repression abzuwenden, hat die Wirtschaft des einstigen Musterlandes ruiniert.

Der einstige Befreiungsheld erfährt gerade, dass sich zumindest die wirtschaftlichen Gesetze nicht einseitig brechen lassen. Ebenso bedrückend wie der Niedergang ist jedoch, dass der Rest des Kontinents und allen voran Südafrika der Selbstzerstörung Simbabwes seit Jahren tatenlos zuschaut. Auf dem gegenwärtigen Gipfel der Staatengemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) in Sambia haben die Länder der Region eine neue und vielleicht letzte Chance, den Amokläufer in ihrer Mitte zu stellen. Doch die Aussichten stehen schlecht. Afrikas Lösung ist einfach: Es wartet auf den Tod des 83-Jährigen oder darauf, dass Mugabe die Macht nach einer weiteren getürkten Wahl im März 2008 an einen von ihm gesalbten Nachfolger weiterreicht.

Ein Grund für die Apathie liegt darin, dass Mugabe seinen Staat zwar ruiniert, aber den Frieden jenseits seiner Grenzen nicht unmittelbar gefährdet. Weder für die Region noch für die Welt ist Simbabwe eine akute Bedrohung.

Unbegreiflicher erscheint dagegen, dass Südafrika Mugabe bei seinem Amoklauf nicht nur mit Kritik verschont, sondern ihn seit Jahren aktiv unterstützt. Obwohl der Despot drei Wahlen manipulierte, hat Südafrika sie alle als fair anerkannt. Ebenso eindeutig unterstützt Südafrika den Versuch Mugabes, die Ex-Kolonialmacht Großbritannien zum Sündenbock für die verfehlte „Landreform“ zu machen.

Auf der Suche nach den Gründen für diese Solidarität wird oft darauf verwiesen, es gehöre zu den ungeschriebenen Gesetzen Afrikas, dass sich Befreiungsbewegungen nie gegenseitig kritisierten. Doch der Hauptgrund liegt woanders: Wie Mugabe ist auch Südafrikas ANC davon überzeugt, als Ex-Widerstandsbewegung das Ende der Geschichte zu sein – und nach der Befreiung der schwarzen Mehrheit vom Kolonialjoch einen Blankoscheck auf die Macht zu haben. Wer dies hinterfragt, muss demnach ein vom Westen gesteuerter Konterrevolutionär sein – exakt der Vorwurf, den Mugabe wie Südafrikas Präsident Mbeki der Opposition im eigenen Land machen.

Wie Mugabes Zanu PF hat auch Mbekis ANC ein schier unstillbares Verlangen, an der Macht zu bleiben. Für die Demokratie am Kap verheißt all dies wenig Gutes: Sicher ist die Demokratie am Kap nur, solange sie für den ANC funktioniert.

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