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Meinung: Allerdreifesttagslied

Zur Stuttmann-Karikatur vom 28. März Die Karikatur vom Gründonnerstag trifft den Nagel auf den Kopf.

Zur Stuttmann-Karikatur vom 28. März

Die Karikatur vom Gründonnerstag trifft den Nagel auf den Kopf. Ich erinnere: Man sieht statt des Weihnachtsmannes den Osterhasen im Rennschlitten durch die Schneelandschaft hetzen. Statt der Weihnachtspäckchen bringt er bunt bemalte Ostereier. Treffender kann sie nicht sein: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Osterzeit“! Und dennoch steckt in ihr mehr als nur eine humorvolle Anspielung auf die verrücktspielende Jahreszeit: Denn die Textzeile stimmt! Das Lied „O du fröhliche“ ist eigentlich kein reines Weihnachtslied, sondern ein sogenanntes Allerdreifesttagslied, das sowohl zu Weihnachten, zu Ostern und zu Pfingsten zu singen sei. Johannes Daniel Falk dichtete 1816 auf die Melodie eines alten sizilianischen Fischerliedes drei Strophen. Die erste berichtet von einer „gnadenbringenden Weihnachtszeit“, die zweite von einer „gnadenbringenden Osterzeit“ und die dritte Strophe von einer „gnadenbringenden Pfingstenzeit“. Ins Gesangbuch wurde nur die erste Strophe aufgenommen, die Strophen zwei und drei stammen von Heinrich Holzschuber aus dem Jahre 1829. Falks Idee war es, die drei großen Feste der Christenheit miteinander zu verbinden: Denn was wäre Pfingsten ohne Ostern und beide ohne Weihnachten? Nach 1830 mutierte es zu einem reinen Weihnachtshymnus. Eigentlich schade! Bleibt nur zu wünschen, dass die Karikatur von Klaus Stuttmann anregt, das ursprüngliche Lied auch zu Ostern und zu Pfingsten im Gottesdienst wieder zu singen. Fangen wir gleich heute an!

Matthias Aettner, Berlin-Zehlendorf

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