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Meinung: Allmächtiger Vater Von Ursula Weidenfeld

Lehrbuchhafter hätte die Sache kaum laufen können. Kaum hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag gesagt, sie schließe eine Staatsbeteiligung am krisengeschüttelten Luftfahrtkonzern EADS nicht aus, meldet sich der nächste Kandidat.

Lehrbuchhafter hätte die Sache kaum laufen können. Kaum hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag gesagt, sie schließe eine Staatsbeteiligung am krisengeschüttelten Luftfahrtkonzern EADS nicht aus, meldet sich der nächste Kandidat. Angeblich hat der Reisekonzern Tui, ebenfalls krisengeschüttelt, bei der Freien und Hansestadt Hamburg um Beteiligungskapital nachgesucht. Tui-Chef Michael Frenzel sucht offenbar einen stabilen Partner, damit der Konzern nicht von Hedgefonds auseinandergenommen wird.

Es wird nicht lange dauern, und weitere Unternehmen werden anklopfen. Zu Recht fragen sich die Beschäftigten von BenQ, der Tui, der Deutschen Börse, der Allianz oder des Bosch-Siemens-Hausgerätewerks, ob ihre Arbeitsplätze weniger wert sind als die von Airbus. Und selbst wenn man sich auf die Argumentation einlassen würde, dass Airbus von überragendem strategischen Interesse für die Regionen Hamburg, Bremen und München ist: Ist nicht auch die Deutsche Börse von überragendem Interesse für Frankfurt und Hessen, ist nicht die Telekom entscheidend für das ganze Land, und, mit Verlaub, sind nicht notleidende Tageszeitungen unverzichtbar für die Bildung und Information von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen? Sie alle könnten mit guten Argumenten um einen Einstieg des Staates bitten. Und der Staat könnte in jedem einzelnen Fall eine Begründung für ein Engagement formulieren. Und doch wäre nichts gewonnen: Die Probleme der Unternehmen würden größer, nicht kleiner. Sie würden sich langsamer bewegen als ihre Wettbewerber, es würde länger dauern, bis Fehler gefunden und geahndet werden – das alles lässt sich am Fall Boeing, am Fall Volkswagen und an der Bankgesellschaft feststellen.

Es mag schmerzen, und es muss schmerzen: Aber dem Einfluss des Staates in Unternehmen sind enge Grenzen gesetzt. Selbst wenn Ministerpräsidenten wie Roland Koch oder Ole von Beust ernsthaft und laut über vorübergehenden Protektionismus zugunsten der heimischen Wirtschaft nachdenken, es wird der Wirtschaft nicht helfen. Der Kampf um die heimische Wirtschaft ist in der globalen Wirtschaft schwieriger geworden. Wenn der Staat wirklich etwas für den langfristigen Erfolg von Unternehmen und Jobs tun will, dann kann er das woanders beweisen: indem er eine ordentliche Unternehmensteuerreform verabschiedet zum Beispiel.

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