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Meinung: Als sei ein Damm gebrochen

Von Gerd Appenzeller

Noch kennen wir keine Hintergründe des Gewaltausbruchs, der einen 16-Jährigen dazu trieb, im neu eröffneten Berliner Hauptbahnhof blindwütig auf unschuldige Menschen einzustechen. Die Beschwörungen der Sicherheitsorgane, man sei im Vorfeld der Fußball-WM auf alles vorbereitet, ändern jedoch nichts daran, dass Amoktaten Einzelner in einer großen Menschenmenge nicht zu verhindern sind und allenfalls durch beherztes Eingreifen gestoppt werden können. Alarmierend ist aber, dass sich die Fälle exzessiver Gewalt zu häufen scheinen. Auslöser waren, wenn die Wahrnehmung richtig ist, die Aggression gegen einen Deutsch-Äthiopier in Potsdam und die Warnung von Uwe-Karsten Heye vor besonderen Gefährdungen für Ausländer in Ostdeutschland. Während es im Falle Potsdam nun Zweifel an einem fremdenfeindlichen Tatmotiv gibt, werden in Berlin fast täglich neue Angriffe gegen Ausländer gemeldet. Sie scheinen zu bestätigen, wovor Heye warnte: Es gibt eine Tendenz zu ausländerfeindlicher Gewalt in Deutschland, und sie wird nicht etwa schwächer, sondern artikuliert sich immer unverfrorener. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass dieses Verhalten in Teilen der Gesellschaft toleriert wird. Wenn das zutrifft, hat Deutschland ein Problem, das viel mehr Sprengkraft als Hartz IV und anderes in sich birgt, von dem wir heute glauben, es sei wichtig.

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