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Meinung: Am Abgrund gebaut Von Frank Jansen

Es ist nur ein Verdacht, aber ein besonders übler. In der Umgebung des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi befinden sich womöglich Spitzel der islamistischen Terrorszene.

Es ist nur ein Verdacht, aber ein besonders übler. In der Umgebung des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi befinden sich womöglich Spitzel der islamistischen Terrorszene. Denkbar ist sogar, dass einer der Begleiter Allawis bei dessen Staatsbesuch in Berlin Informationen an potenzielle Attentäter weitergab. Die Polizei staunte jedenfalls, wie gut die am Freitag in Berlin, Stuttgart und Augsburg festgenommenen drei Iraker über die Termine Allawis im Bilde waren. Bei den mitgeschnittenen Telefonaten der Terrorverdächtigen hörten die Beamten, wie die Männer nach der Absage des Treffens Allawis mit ExilIrakern am Donnerstagabend blitzschnell auf Freitagvormittag umschalteten. Und genau wussten, wo Allawi sich in Berlin mit Wirtschaftsexperten treffen wollte.

Das ist ein weiteres Indiz für die katastrophale Sicherheitslage im Irak. Die Rebellen haben den sich mühsam konstituierenden, neuen Staat unterwandert. Vor allem Polizei und Armee werden nicht nur durch Angriffe von außen gefährdet, sondern auch in den Apparaten selbst lauert tödliche Gefahr. Dass nahezu jede Woche Polizisten, Soldaten und Rekruten getötet werden, wäre ohne die Wühlarbeit von Spionen kaum denkbar. Das Ziel der Terroristen ist klar: Die Iraker sollen davon abgehalten werden, den Sicherheitskräften beizutreten, die eines Tages die Lage im Land auch ohne ausländische Truppen im Griff haben sollen. Denn sollte es der Regierung Allawi gelingen, aus eigener Kraft den Irak stabil zu halten, hätten militante Islamisten und saddamtreue Partisanen verloren. Für immer.

Im Moment sieht es aber so aus, als könnten die Terroristen das Szenario permanenter Anschläge auch über das sunnitische Dreieck hinaus aufrechterhalten. Es erscheint schon beinahe utopisch, dass im Januar landesweit Wahlen abgehalten werden können. Sollte es den Terroristen sogar gelingen, Allawi zu ermorden, wären wahrscheinlich nicht nur die Wahlen hinfällig, sondern auch die jungen Institutionen des irakischen Staates schwer getroffen. Der gesamte Westen, Kriegsbefürworter wie Kriegsgegner, steht in der Pflicht, Allawi zu schützen und beim Aufbau eines sicheren Staates zu helfen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, nun die Bundeswehr in den Irak zu schicken. Effektive Hilfe kann neben der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte auch bedeuten, dass Deutschland den diplomatischen Druck auf jene Staaten verstärkt, die gegenüber islamistischen Terroristen und ihrem radikalen Umfeld eine ambivalente Haltung einnehmen. Da wären vor allem Saudi-Arabien, Iran und Pakistan zu nennen.

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