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Ein Zwischenruf …: … zum Euro

Ursula Weidenfeld denkt über Alternativen zum europäischen Rettungsschirm nach.

Das sind wir wieder: Genau wie im Mai, als es um Griechenland, die Eurokrise und das Herauskaufen der Schulden ging. Jetzt geht es um Irland, die Eurokrise und das Herauskaufen der Schulden. Und, klar, es gibt keine Alternative.

Ist das wahr? Ökonomisch sind Optionen denkbar, anders zu handeln. Wie im Mai, könnte (und sollte) man jetzt auch die Möglichkeit durchspielen, Irland vorübergehend aus der Eurozone zu entlassen. Irland könnte dann seinen Haushalt selbstständig in Ordnung bringen, seine Währung abwerten lassen und so zunächst einmal Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Das Land könnte sich dann sogar eine Notenbank mit einer lockeren Hand leisten.

Politisch ist das keine Option. Und warum nicht? Weil der Euro und Europa für die Regierungschefs Europas immer noch mehr Herzensangelegenheiten als eine Sache des Verstandes und kühler Überlegung sind. Sie nehmen es lieber in Kauf, den betroffenen Ländern dramatische Anpassungslasten aufzubürden, spätere Umschuldung inklusive.

Natürlich ist es keine schöne Aussicht, die wunderbare Gemeinschaftswährung von den Rändern her abzuspecken. Es verträgt sich auch nicht besonders gut mit dem Bestreben Europas, eine starke einheitliche Wirtschaftsmacht zu bleiben, die ihren Platz in der Weltwirtschaft verteidigt.

Es gibt auch viele andere gute Gründe, sich für weitere Hilfen zu entscheiden: Deutschland profitiert vom Euro, die Kosten des Herauswurfs einzelner Länder sind wahrscheinlich ziemlich hoch, und die deutschen Banken halten eine Menge irischer Staatsanleihen. Ließe man die koppheister gehen, hätte man vermutlich bald wieder eine Bankendebatte in Deutschland. Aber so zu tun, als gäbe es keinen anderen Weg, als nun Irland zu retten, heißt auch: In einem halben Jahr ist vermutlich Portugal an der Reihe. Und dann käme mit Spanien der Fall, der spätestens alle Grenzen sprengt, die die anderen Euroländer finanzieren können.

Vor diesem Szenario eines gigantischen europaweiten Länderfinanzausgleichs kann man nicht so tun, als gäbe es keine Alternative. Im Gegenteil: Jeder deutsche Ministerpräsident eines Geberlandes würde energisch und kreativ nach ihnen suchen, wenn er auch nur die leiseste Chance sähe, diesem System zu entkommen. Genau das ist die Aufgabe für Europa: Alternativen zu suchen, zu finden und dann zu entscheiden.

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