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Satire: Fwd: Das ist der Gipfel

Portugal, Griechenland, Italien, Irland: Die EU kommt aus dem Retten nicht mehr raus. Eine E-Mail der Bundeskanzlerin an ihren Finanzminister aus Angola gibt überraschende Einblicke in die Euro-Krise.

Lieber Wolfgang Schäuble,

ich sitze im Palast von Staatschef Santos in Angola und mache mir Gedanken über die Euro-Krise. Erst Griechenland, dann Irland, dann Portugal – und jetzt auch noch Spanien und Italien? Kann der deutsche Steuerzahler das überhaupt noch schaffen?

Ich eile von Rettungsgipfel zu Rettungsgipfel und schnüre Rettungspaket um Rettungspaket, aber ich frage mich immer mehr, was das noch soll, abgesehen davon, dass ja auch die Rettungsgipfel bezahlt werden müssen. Monsieur Trichet von der EZB hat mir kürzlich am Telefon versichert: „Frau Merkel, Griechenland ist bis September gerettet!“ „Schön“, habe ich gesagt, „dann mache ich mal Urlaub!“ Und nun? Sollen wir in den Sommerferien Pakete für Italien schnüren und ab September wieder für Griechenland?

Herr Schäuble, stimmt es denn, dass die ganzen Rettungsmilliarden, die wir nach Griechenland überweisen, wieder in Frankfurt landen? Bei der EZB? Auch bei der Deutschen Bank und der Commerzbank? Der nette Grieche bei mir um die Ecke am Kupfergraben in Mitte hat gesagt: „Das Geld, das du meinem Land gibst, kriegt die Bank!“ „Nein, nein“, habe ich gesagt, „das kriegt dein Land, das hat doch sonst keinen Sinn!“ „Nein, die Bank!“, hat er wieder gesagt. „Ich bin der Neffe von Petro Christodoulou!!!“

Petro Christodoulou, den kannte ich gar nicht, das ist der Mann vom griechischen Schuldenbüro! Wieso weiß mein Souvlaki-Koch besser Bescheid als ich?! Weil wir nur mit Bankern reden? Weil wir uns nur von Bankern beraten lassen? Da laden wir Ackermann & Friends ins Kanzleramt zum Spargelessen ein, ich hab deshalb noch jahrelang Ärger mit dem Verwaltungsgericht, aber am Ende erzählt mir so ein Christodulululu-Neffe, dass sein Onkel unsere Rettungsmilliarden wieder nach Frankfurt zurücküberweist?!?

Ich sitze hier in Angola und werde langsam wahnsinnig. Eben habe ich mir den Weg des Rettungsgeldes mit einem Filzstift auf den Marmor von Präsident Santos gemalt. Also: Wir überweisen das Geld an die EZB, die überweist es an die griechische Zentralbank, die es dann ans griechische Finanzministerium überweist, wo dieser Onkel vom Neffen arbeitet. So weit okay. Aber dann überweist der Onkel das Geld wieder an die Deutsche Bank, die Commerzbank, sogar an die Hypo Real Estate und an die EZB, weil die alle Staatsanleihen haben, für die sich die Griechen mit den Zinsen dumm und dämlich zahlen?!?!

Das hier mit dem Filzstift auf dem Marmor ist jetzt eine Sauerei, aber das in Frankfurt ist eine richtige Obersauerei! Und dass ich das endlich, ausgerechnet in Angola, verstehe! Hier in Angola herrscht offene Korruption, jeder weiß das. Es ist eine sichtbare Korruption. Unser ganzes Finanzwesen hingegen ist eine einzige unsichtbare Korruption! Dann lieber Angola, Schäuble! Und jeder bei uns sagt etwas anderes: Diese irren Rating-Agenturen stufen ständig die Länder rauf und runter, „Ba“, „Ba2“, „Aa2“, „Caa“, das versteht doch kein Mensch!? Fitch sagt so, Moody‘s sagt so, die EU-Kommission sagt dies, die Bundesbank sagt das, die EZB, diese Zockerbude!!!!, sagt jenes – und Sarkozy und Sie, Schäuble, Sie quatschen auch immer dazwischen!!

So! Da bleibt mir nun gar nichts anderes mehr übrig, als jetzt mit Angela, quatsch, Angola Waffengeschäfte anzuschieben. Irgendwo muss ja das Geld herkommen!

Beste Grüße, die Bundeskanzlerin

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