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Meinung: Anders als der Sonnenkönig

Von Werner van Bebber

Es sind nicht die Zeiten für Oppositionspolitiker. Friedbert Pflüger, der im September Regierender Bürgermeister von Berlin werden will, spürt das. Der CDU-Politiker tourt ohne Unterlass durch die Stadt, er sitzt in Sitzungen und Wahlkampfplanungsrunden – und hat wahrscheinlich selbst nicht den Eindruck, dass sein Engagement die Berliner zur Zeit bewegt. Die Umfragen bestätigen ihn darin.

Immerhin hat seine Partei ihm abgenommen, dass er es ernst meint mit dem Bemühen um die Ablösung Klaus Wowereits. Die Basis der CDU hat ihn auf einem Programmparteitag am gestrigen Samstag richtig gefeiert. Vorbei sind die Zeiten des Haderns in der Hauptstadt-CDU – fürs Erste. Vier Jahre haben deren Fürsten fast ohne Unterbrechung miteinander gerangelt und gegeneinander intrigiert – jetzt findet man sich endlich wieder gut und würdig, in Berlin zu regieren.

Ob daraus etwas wird, ist eine andere Frage. Pflüger hatte nicht viel Zeit, um in Berlin bekannt und mit der Stadt vertraut zu werden. Noch kürzer wird der Wahlkampf nach dem Sommer. Bis dahin und dann erst Recht wird Wowereit vermutlich zeigen, dass er die Rolle des Sonnenkönigs von Berlin perfekt beherrscht. Pflüger kann da gar nicht mithalten und versucht, sich überdeutlich abzusetzen. Er will so etwas wie die bürgerliche Ausgabe Richard von Weizsäckers werden – elitär, aber nah an den Leuten, ein bisschen konservativ, das aber in zweiter Ehe, vor allem: ganz, ganz ernst, wenn es um so ernste Themen wie „die Zukunft unserer Kinder“ geht. Pflüger ist, was seine Themen und seinen Stil anbelangt, wahrnehmbar anders als Wowereit – die Frage ist, ob ihn die Leute so deutlich wahrnehmen werden. Den Umfragen nach tun sie das nicht. Aber was sind schon Umfragen, zumal unter Berlinern. Die haben schon Gregor Gysi das Amt des Regierenden Bürgermeisters zugetraut.

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