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Lance Armstrong während des Interviews.

© AFP

Armstrongs Dopingbeichte: Die Wahrheit über den Radsport will keiner hören

Lance Armstrong gewährte uns einen kleinen Blick. Doch es ist eine bequeme Wahrheit, die uns die willkommene Illusion vom ansonsten sauberen Spitzensport lässt.

Von Christian Hönicke

Wie kann ein Sportler, der praktisch alles spritzt, was er kriegen kann, nie bei einer Dopingkontrolle auffallen? Wer hat ihn gedeckt, wer hat ihn ans Doping herangeführt? Lance Armstrong hat darauf in seiner kalkulierten Beichte keine Antworten gegeben. Das unausgesprochene Schweigegelübde im Spitzensport hat auch der frühere Radsportheld nicht gebrochen. Er hat getan, was von ihm als enttarnten Sünder erwartet wurde: gestanden, was nicht mehr zu leugnen war, sich selbst bezichtigt und um Vergebung gebeten. Vor allem aber hat er keine Namen genannt. So schützt er nicht nur alte Weggefährten und Geschäftspartner, die sich nun mit gespielter Empörung öffentlich von ihm abwenden. Er deckt auch ein Geschäft, in dem die medizinische Nachhilfe dazugehört, nicht nur im Radsport. Auch der größte Dopingskandal der Sportgeschichte wird so als Einzelfall einer vergangenen Ära zu den Akten gelegt werden können. Und wollen wir das nicht auch? Wir bejubeln Rekorde und fantastische Leistungen, aber wer will denn wirklich wissen, welche Mittel gebraucht werden, um uns derart in Verzückung zu versetzen? Armstrong gewährt uns einen kleinen Blick, doch es ist eine bequeme Wahrheit, die uns die Illusion vom ansonsten sauberen Spitzensport lässt. Bis zum nächsten Einzelfall.

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