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Auf den Punkt: Dicker chinesischer Bär

Markus Ehrenberg wünscht sich noch mehr manipulierte TV-Bilder aus Peking

Fast wäre es mit der ganzen Begeisterung für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele und den ersten Medaillen am Wochenende untergegangen: Was für einen dicken Bären uns die Chinesen da aufbinden wollten! Ein kleiner Ausschnitt der im Fernsehen gezeigten Aufnahmen des spektakulären Feuerwerks während der Olympia-Eröffnung im Nationalstadion am Freitag soll aufgezeichnet worden sein: die Bilder der über Peking verteilten Fußabdrücke, die aus südlicher Richtung auf das Stadion hinführten, seien über ein Jahr lang mit Animationstechniken vorbereitet worden. Es hätte Schwierigkeiten bei den Filmaufnahmen am Eröffnungsabend wegen Flugeinschränkungen gegeben, so die Begründung der entlarvten Macher.

Sind die chinesischen Machthaber noch perfider, als wir alle dachten? Erst werden reihenweise Dissidenten verhaftet, dann das IOC mit der Medien-Zensur an der Nase herum geführt, bei den Smogwerten gemogelt und nun auch das: Fernsehbilder fälschen. Vor einem Fast-Milliarden-Publikum. Und bei so viel Pracht und Geknalle drumherum glauben, dass das keinem auffällt.

Wäre es ja auch beinahe nicht. Wollen wir die Kirche im Dorf lassen. Mit dem Vertrauensverhältnis zwischen Journalisten/Zuschauern und Organisatoren ist es bei diesen Spielen eh nicht so weit her. Möglicherweise kriegt das chinesische Fernsehen sogar eine gefakte Mondlandung hin. Aber es handelte sich hier um ein paar Sekunden gigantischer Inszenierungs-Kosmetik. Korrespondenten zufolge finden die Spiele in Peking zurzeit wirklich statt. Johannes B. Kerner und Katrin Müller-Hohenstein, die beiden ZDF-Moderatoren, mussten gestern abend bei der Übertragung der Olympia-Highlights tatsächlich aus dem Pekinger Regen ins ARD-Studio flüchten. Und Michael Phelps schwimmt seine Rekorde auch nicht im virtuellen Studio Babelsberg. Und die chinesischen Dissidenten? Sind immer noch in Haft.

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