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Hermann Rudolph

© Doris Spiekermann-Klaas

Auf den Punkt: Die Stadt und das Eis

Hermann Rudolph über ein öffentliches Berliner Großärgernis

Über das große Stadtgespräch, dieses immer gesuchte, die Bürger verbindende Element, brauchen wir uns gegenwärtig nicht zu sorgen. Und es ist einmal nicht die vor sich hin strauchelnde Koalition im Bund und auch nicht die drohende Gefahr eines Konflikts im Nahen Osten. Es geht - viel näher, viel konkreter - um die alte Entrüstungsfrage, was denn geschehen muss, damit etwas geschieht. Kann es denn wirklich sein, dass diese Stadt und ihre Bürger keinen Weg finden, mit Schnee und Eis fertig zu werden?

Seit Wochen ist so ziemlich jeder Weg in der Stadt, durch die Stadt ein Wagnis, und inzwischen kennt jeder jemanden, der gestürzt ist oder der sonst zu Schaden gekommen ist. Es sind ja nicht nur die Gehwege, die glatt oder voller Streusandreste sind. Auf den Nebenstraßen haben sich vereiste Spurrillen und an den Rändern Eisbänke gebildet, die das Einparken zum Abenteuer machen, und selbst der Versuch, durch die dort stehenden Wagen auf die Straße zu gelangen, um etwa in ein Taxi einzusteigen, wird zu einer Rutschpartie.

Gut, es mag anderswo nicht viel besser sein. Aber das ändert nichts daran, dass der Zustand der Stadt längst den Tatbestand des Ärgernisses überschritten hat. Auch kann man das Problem nicht an die BSR abschieben, die leistet, was sie leisten kann, und für die Gehwege - man lernt hinzu - nicht zuständig ist. Eher müssten sich Zorn und Erregung an Hausbesitzer und Hausmeister und auf jene rechtliche Regelung richten, die den gegenwärtigen Zustand möglich macht. Und darüber hinaus der Stadt und uns selbst in Erinnerung rufen, dass dieser Zustand eine öffentliche Debatte wert ist.

In Hamburg gibt es, immerhin, an diesem Montag eine Krisensitzung. Auf welcher Ebene sie stattfindet, was dabei herauskommt: Wenn so offenkundig ist wie in Berlin, dass es so nicht geht, wie es im Moment geht, ist es ist hohe Zeit zu fragen, wie es denn gehen kann - im Senat, im Abgeordnetenhaus, in den Bezirken, überall. Und wir uns, die Bürger, natürlich auch.

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