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Moritz Schuller

© Doris Spiekermann-Klaas

Auf den Punkt: Endlich entprägt

Moritz Schuller zum Ende des Palasts der Republik

Der Palast der Republik existiert nicht mehr, der letzte Treppenturm ist gefallen. Damit wurde ein Symbol der DDR geschleift, damit wurde ein Teil der DDR endgültig zerstört, und damit wurde die Wiedervereinigung vollendet. Die Mitte der Hauptstadt ist nun nicht mehr Ost oder West - sie wurde historisch entprägt, damit sie endlich ein neues Leben beginnen kann.

Der Schlossplatz ist unausweichlich jener Ort, an dem dieses wiedervereinigte Land sich präsentieren wird. An dem es zeigen kann, was in Zukunft in seinem Zentrum stehen soll. Bisher musste man die Pflichtbauten ausdeuten, das Kanzleramt, die Ministerien, der Potsdamer Platz, den Reichstag mit seiner vermeintlich Transparenz symbolisierenden Kuppel, um nachzuvollziehen, wo dieses Land sich sieht. Auf dem Schlossplatz geht es dagegen ausschließlich um Identität.

Der Palast der Republik hätte aufgrund seiner Vergangenheit diese Rolle niemals erfüllen können. Er ist nicht den Baggern der vermeintlichen Siegern zu Opfer gefallen, sondern der Geschichte und damit den Wünschen eines Bundestages, in dem nicht nur Westler sitzen, sondern auch Ostler. Der Abriss war nicht gut oder schlecht, sondern unvermeidlich. Der Palast stand einem gesamtdeutschen Projekt im Weg.

Deshalb ist gar nicht so entscheidend, welche Fassade das künftige Gebäude hat, sondern, was dort hineinkommt. Es ist bezeichnend, dass der Streit über die Hülle geführt wurde, und nicht über den Inhalt. Ob Restauration oder Moderne, der bittere Streit endet seit Jahren an der Pforte des neuen Gebäudes. Das Projekt auf dem Schlossplatz ist einzigartig - und was machen wir damit? Wir präsentieren dort die außereuropäischen Sammlungen der Dahlemer Museen.

Nur: Für ein paar Indianer und Tahitianer auf dem Schlossplatz hätte man den Palast der Republik wahrlich nicht abreißen brauchen.

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