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Gerd Nowakowski

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Forst first

Gerd Nowakowski über eine Alternative zur Verlängerung der A 100

Da steckt Sprengstoff drin. Tangentialverbindung Ost – das hört sich ganz unschuldig an, für die rot-rote Koalition in Berlin aber kann das sperrige Wort zu einer Zerreißprobe werden. Oder Bewegung in eine festgefahrene Debatte bringen. Die jetzt bekannt gewordene Studie der Stadtentwicklungsverwaltung ist jedenfalls ein totaler Gegenentwurf zur umstrittenen Verlängerung der Autobahn A 100. Statt eine 400 Millionen Euro teure Schneise durch Neukölln zu fräsen, die dann ohne rechte Anbindung und ohne realistische Verlängerungstrasse an der Spree in Friedrichshain endet, könnte weiter im Osten der Stadt eine leistungsstarke Verbindung in Richtung des neuen Großflughafens BBI in Schönefeld geschlagen werden, sagen die Befürworter der Tangentialverbindung Ost. Weil die Studie aus dem Hause der glühenden Autobahn-Befürworterin und Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer kommt, ist sie auch unverdächtig, das Thema voreingenommen zu betrachten. Die neue Verkehrsführung könnte ebenfalls den Nordosten Berlins entlasten, sie verläuft weitgehend durch unbesiedeltes Wald- und Bahngelände – und kostet nur ein Zehntel der drei Kilometer langen Autobahn. Das sind Punkte, die selbst einen Befürworter der Autobahn A 100 nachdenklich machen – auch wenn die notwendige Verkehrsentlastung für die Neuköllner damit ebenso wenig gelöst ist wie die Frage, wer die Kosten der Alternativtrasse tragen soll: die Autobahn A 100 zahlt der Bund, die Tangentialverbindung muss Berlin weitgehend selbst bezahlen. Eines ist klar: Leichter wird die Studie es dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nicht machen, die Zustimmung zum Autobahn-Bau in seiner Koalition durchzusetzen. Für die Linkspartei, die mit großer Mehrheit gegen den Bau ist, und auch für viele Genossen in der tief zerstrittenen SPD wird die Alternativtrasse jedenfalls zu einem gewichtigen Argument auf den kommenden Parteitagen werden. Das hätte man sich ersparen können. Zu lange freilich hat der Senat nur auf der A 100 als einziger Alternative beharrt, als dass man nun leicht und ohne Gesichtsverlust aus der Angelegenheit herauskäme. Immerhin ist die Idee der Tangentialverbindung Ost nicht neu, sondern wurde schon vor mehr als zehn Jahren vorgeschlagen.

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