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Claudia Keller

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Gedanken sind frei

Claudia Keller über den Beschluss, Scientology nicht zu verbieten

Die Gedanken sind frei. Ob ich als verlassener Mann die Ex meuchle oder als militanter Atheist den Papst stranguliere - solange ich das nur im Kopf tue, mache ich mich nicht strafbar. Auch in den Büchern des Science-Fiction-Autors L. Ron Hubbard steht viel krudes Zeug. Das alleine reicht aber nicht, damit die Polizei einschreitet. In Hubbards Büchern steht zum Beispiel auch, dass eine Elite von Scientology-Jüngern die Welt regieren soll und die Ungläubigen in Lager eingesperrt werden. Das ist nicht im Sinne unserer demokratischen Verfassung.

Scientology versucht auch unermüdlich und besonders in Berlin, Lehrer, Journalisten und Politiker von ihrer Weltsicht zu überzeugen. Das nervt. Der Beginn einer Weltverschwörung ist das aber noch nicht. Erst wenn sich eine Person oder eine Organisation daran macht, solche Fantasien in die Tat umzusetzen, wird es ernst. Dann muss der Staat eingreifen.

Die Verfassungsschützer der meisten Bundesländer sind nach monatelanger Prüfung nun zu dem Ergebnis gekommen, dass es dafür keine richtigen Anhaltspunkte gibt. Deshalb hat sich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) jetzt entschieden, kein Verbotsverfahren gegen Scientology einzuleiten. Gut so. Dennoch sollten wir Hubbards Freunde nicht aus dem Auge lassen.

Im Moment dürfte aber wohl über kaum einen anderen religiösen Verein so viel bekannt sein wie über Scientology. Es gibt Aufklärungskampagnen, eine Hotline im Rathaus, eine extra Sektenüberwachungsstelle im Senat wurde eingerichtet. Wer sich dennoch nicht abhalten lässt, sein Innerstes an einem E-Meter zu offenbaren, das aussieht wie zwei metallene Klopapierrollen, dem wäre auch mit einem Verbot nicht zu helfen gewesen.

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