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Harald Martenstein

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Niemals in Urlaub fahren

Harald Martenstein über die Ausbootung von Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust

Als ich von der überraschenden Entmachtung des Spiegel-Chefs Aust hörte, lautete meine erste Frage: "Was hat er denn ausgefressen?" Die Antwort lautete, Aust sei im Urlaub auf Bali gewesen. Seine Abwesenheit sei von den Gegnern zum Putsch ausgenützt worden. Da dachte ich, beim Spiegel herrschen ja, ich will um Gottes willen nichts gleichsetzen, ich will hier nicht den Thierse machen, aber, es ist nun mal so, beim Spiegel herrschen ja Verhältnisse wie in der Dritten Welt. Da darf ein umstrittener Staatschef auch nicht verreisen, in Haiti ist damals der Präsident abgesetzt worden, als er, glaube ich, zum Urlaub in Jamaika war, und bei Mobutu im Kongo, ich setze nichts gleich, es gibt extrem große Unterschiede zu Aust, allein schon die Hautfarbe, aber Mobutu ist auch eine Auslandsreise zum Verhängnis geworden.

Jetzt führt der Medienjournalist Stefan Niggemeier im Internet eine Liste oder Hitparade der Namen von möglichen Nachfolgern. Fast alle bekannteren Journalisten sind als Aust-Nachfolger im Gespräch, so weit ich das überblicken kann, alle außer Peter Scholl-Latour, Eva Herman und Franz-Josef Wagner. Interessanterweise fehlt mein Name auf der Liste, obwohl ich - niemand staunte mehr darüber als ich selber - ebenfalls angerufen worden bin, natürlich sage ich nicht, von wem. Ich antwortete, für den einzigen Job Deutschlands, in dem man niemals verreisen darf, sei ich wohl kaum der Richtige. Man muss immer in Deutschland bleiben. Man muss Deutschland besser finden als Bali, insofern rate ich zu dem Feuilletonisten Matthias Matussek, welcher vor kurzem einen Bestseller über seine Liebe zu Deutschland geschrieben hat. Da haben sie aufgelegt.

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