zum Hauptinhalt
Moritz Döbler

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Vertrag ist Vertrag

Moritz Döbler zu Mehdorns Geldforderungen

Hartmut Mehdorn vereinigt zwei Qualitäten auf sich, die ihn seit Jahren zu einem populären Feindbild machen: Erstens ist er Hartmut Mehdorn und zweitens ein Manager. Das Mehdornsche an ihm zeigt sich in seiner penetranten, selbstgefälligen, ruppigen Kompromisslosigkeit. Das Managerhafte besteht darin, dass er stets in den engen Kategorien der DB AG gedacht hat - und nicht in dem größeren Maßstab, was dieses Jahrhundertunternehmen für die Gesellschaft leisten kann und bedeuten soll.

Um all das geht es allerdings nicht, wenn nun sein vor der Auflösung stehender Vertrag als Vorstandsvorsitzender diskutiert wird. Es ist keine zwei Jahre her, dass der Aufsichtsrat des Konzerns den Vertrag bis zum Mai 2011 verlängert hat. Es war mitnichten eine einsame Entscheidung. Die Gewerkschaften - sie stellen die Hälfte der Sitze - und die Bundesregierung, vertreten durch drei Staatssekretäre, haben zugestimmt, ja den Schritt sogar im Sinne der Kontinuität freudig kommentiert.

Der Wind hat sich gedreht. Den Rückhalt der Gewerkschaften und der Bundesregierung hat Mehdorn gleichsam über Nacht verloren. Nun hat er sich mit Sicherheit in den Datenskandalen zahlreiche Fehler geleistet, doch von justiziablen Sachverhalten ist nichts bekannt. Auch ist es nicht so, dass Mehdorn den Bahn-Konzern in den wirtschaftlichen Niedergang geführt hätte und nun trotzdem (genauso dreist wie manche Banker) üppige Boni verlangte. Schließlich mag im Eifer des Gefechts untergegangen sein, dass Mehdorn nicht etwa zurückgetreten ist, sondern - so wörtlich - "die Auflösung seines Vertrages angeboten" hat.

So liegen die Fakten. Da kann es keine Überraschung sein, dass er seinen Vertrag nicht zu seinem finanziellen Nachteil auflösen will. Wer würde denn anders handeln? Natürlich kann man finden, dass der langjährige Bahn-Chef überbezahlt war, aber hätte man sich das nicht bei der Vertragsverlängerung im Jahr 2007 überlegen müssen? Oder müsste man das nicht spätestens jetzt bei der Berufung seines hastig rekrutierten Nachfolgers Rüdiger Grube bedenken? Zum Spartarif wird der Daimler-Mann ja kaum antreten, und wieder stimmen die Gewerkschaften und die Bundesregierung freudig zu. Bei ihnen und sonst niemandem liegt die Schuld, dass Mehdorns Abgang den Steuerzahler Millionen kosten wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false