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Gerd Nowakowski

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin: Schnell, harte Urteile!

Gerd Nowakowski über die Gewalt gegen Berliner Busfahrer und Passagiere

Sieben Attacken gegen Busfahrer oder Passagiere an einem Wochenende - jetzt muss endlich etwas geschehen, sagen immer mehr Berliner. Schließlich wird in dieser Stadt schon zu lange über mehr Schutz im öffentlichen Nahverkehr diskutiert. Auch Vorschläge gibt es genug: Eine abgetrennte Kabine für den Busfahrer etwa, der Verzicht auf die Fahrscheinkontrolle oder die Einführung eines Schaffners.

Doch die schnelle Lösung gegen die Gewalt in Bussen und Bahnen gibt es nicht - und billig wird es erst recht nicht. Natürlich hätte die BVG längst prüfen müssen, wie und mit welchen Kosten ihre Busse mit einer eigenen Fahrertür umgerüstet werden können, wenn dies Voraussetzung für den Einbau einer geschützten Fahrerkabine ist. Aber auch eine Kabine löst nicht alle Probleme: Viele Fahrer werden Opfer, wenn sie sich vom Steuer entfernen, um Störer im oder außerhalb des Busses anzusprechen. Die BVG-Mitarbeiter sind schließlich zur Hilfeleistung verpflichtet, wenn Passagiere im Bus belästigt werden. Fahrer, die sich in ihrer sicheren Kabine verschanzen, können zudem Unmut bei den BVG-Kunden erzeugen.

Der Verzicht auf Fahrscheinkontrollen wiederum würde zwar die Zahl der Angriffe auf Fahrer senken, schwer wiegt aber, dass dies von Randalierern und Schlägern als Kapitulation des Rechtsstaats gegenüber der Gewalt verstanden werden muss. Und alle Busse wieder mit Schaffnern fahren zu lassen, ist viel zu teuer, als dass dies ernsthaft ein Modell für Berlin wäre. Im übrigen: Meint irgend jemand wirklich, dass mit der bloßen Existenz eines Schaffners schlagartig alle Gewaltattacken ein Ende finden?

Nein, eine Patentlösung gibt es nicht, nötig sind viele kleine Maßnahmen. Es bleibt weiterhin die gemeinsame Aufgabe von Polizei und BVG, für die Sicherheit der Passagiere zu sorgen. Das kann bedeuten, dass auf Problemlinien wie dem Bus M 29 zusätzliches Schutzpersonal mitfährt - so lange, wie es not tut. Und vor allem müssen die Täter so schnell und so hart verurteilt werden, wie es das Strafgesetzbuch hergibt. Wer einen Busfahrer niedersticht und lebensgefährlich verletzt, der darf nach seiner Verurteilung - wie kürzlich geschehen - nicht bis zum Antritt der Haft nach Hause gehen dürfen, sondern sofort einfahren. Nur wenn die Gesellschaft zeigt, dass sie bereit ist, ihre Regeln auch durchzusetzen, kann der Gewalt erfolgreich begegnet werden.

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