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Meinung: Auf eigene Rechnung

Wenn selbst Banken ihre Spekulationen nicht mehr beherrschen, ist mehr Transparenz nötig

Um die 100 Millionen Euro soll die Düsseldorfer West LB bei ihren Spekulationen mit Volkswagen-Stamm- und Vorzugsaktien in den Sand gesetzt haben. Nur 100 Millionen Euro, heißt es intern ein bisschen erleichtert, das verkrafte die Bank, es bestehe keine Gefahr.

Das mag stimmen. Aber es zeigt, was selbst bei Banken, die ihre Risiken einigermaßen streng kontrollieren, passieren kann. Die West LB hatte in den neunziger Jahren einen Spekulationsskandal um den britischen Geräteverleiher Boxclever zu überstehen. Danach galt die Bank als rigide, was die Risikovorgaben für die eigenen Händler anging. Offenbar hat das das Haus nicht dauerhaft geschützt.

Schlimmer noch: Was bei der West LB betrieben wurde – heiße Spekulationen im Auftrag und zugunsten des eigenen Hauses – macht den Finanzministern und Börsenaufsichten weltweit zunehmend Sorgen. Denn nicht nur die Düsseldorfer Bank, nahezu alle Geldinstitute, Fonds und Beteiligungsgesellschaften verdienen den Löwenanteil ihres Geldes mit Aktien- und Optionsgeschäften auf eigene Rechnung. Wenn aber schon die Kontrolleure im eigenen Haus nicht mehr zuverlässig überblicken, wie hoch die eingegangenen Risiken sind, wie sollen das Außenstehende wie etwa die Börsen- und Finanzaufsichten noch schaffen?

Das ist einer der Gründe für die Transparenz-Initiative der Bundesregierung. Sie will wenigstens die Hedge-Fonds- und Private-Equity- Unternehmen dazu bringen, ihre Geschäfte durchschaubar zu machen. Dazu gehört im Wesentlichen, offenzulegen, wie hoch die eingegangenen Wetten im Vergleich zum eigenen Kapital sind. Und, wie hoch die Provisionen und Gebühren sind, die die Händler selbst kassieren. Beides sind in der Branche gut gehütete Geheimnisse. Solange die Rendite stimmt, dürfe sich niemand beklagen, heißt es. Der Initiative werden keine großen Chancen auf Erfolg eingeräumt.

Die Bedeutung des Eigenhandels ist bei nahezu allen Banken enorm, manche gleichen selbst schon Hedge Fonds. Die erfreuliche Börsenentwicklung der vergangenen Jahre hat dazu geführt, aber auch die Schwäche der Geldhäuser im klassischen Geschäft mit den direkten Kunden. Die Händler haben intern ein Gewicht bekommen, das das der Kreditabteilungen oder des Beteiligungsmanagements dramatisch übersteigt. Die Händler haben allein in diesem Jahre milliardenschwere Boni eingesteckt – dagegen nimmt sich ein Gehalt von 13,2 Millionen Euro, das der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im vergangenen Jahr bekam, bescheiden aus.

Nur so, argumentieren Bankvorstände, lassen sich Eigenkapitalrenditen von zwanzig Prozent und mehr erwirtschaften. Übersehen wird, welche Risiken und Instabilitäten mit diesen teilweise weltumspannenden Wetten über die Finanzmärkte gebracht werden. Solange es gut geht, profitieren alle davon. Und noch habe niemand ein Interesse daran, dass es gründlich schiefgehe. Beruhigende Nachrichten sehen anders aus.

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