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Meinung: Aus Schaden wird mancher nicht klug

Zur Berichterstattung über die S-Bahn Was soll der leidgeprüfte S-Bahnbenutzer empfinden, wenn der Bahnchef Grube vor den Berliner Abgeordneten ausführt, dass die Bahn in den letzten zwei Jahren keinen Gewinn gemacht hat. Soll er etwa Mitleid mit der Bahn empfinden, deren Management die hoch subventionierte S-Bahn auf Verschleiß gefahren und ruiniert hat – oder spricht nicht vielmehr aus den Worten des Bahnchefs ein falsches Verständnis über die Aufgabe des S-Bahnbetriebs heraus?

Zur Berichterstattung über die S-Bahn

Was soll der leidgeprüfte S-Bahnbenutzer empfinden, wenn der Bahnchef Grube vor den Berliner Abgeordneten ausführt, dass die Bahn in den letzten zwei Jahren keinen Gewinn gemacht hat. Soll er etwa Mitleid mit der Bahn empfinden, deren Management die hoch subventionierte S-Bahn auf Verschleiß gefahren und ruiniert hat – oder spricht nicht vielmehr aus den Worten des Bahnchefs ein falsches Verständnis über die Aufgabe des S-Bahnbetriebs heraus?

Die S-Bahn ist ein Teil der Daseinsvorsorge Berlins und es ist die verdammte Pflicht und Schuldigkeit des Betreibers, einen ordnungsgemäßen Betrieb zu gewährleisten. Wenn die Bahn dabei auch Gewinn macht, ist dieses ein Qualitätsausweis für einen erfolgreichen Betrieb. Die Gewinnerzielungsabsicht darf aber nicht das dominierende Unternehmensziel sein, zumal das Unternehmen erheblich von den Zuschüssen des Landes Berlin lebt.

Dem Hersteller die Schuld für das Desaster in die Schuhe zu schieben, ist eine billige Ausflucht. Die S-Bahn hat die Züge gekauft und abgenommen. Die Mängelansprüche sind längst verjährt.

Es ist im Nachhinein schon erstaunlich, dass die marode DDR es immer geschafft hat, einen geordneten Betrieb trotz Mangelwirtschaft aufrechtzuerhalten. Hat sich Herr Grube einmal Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen dieser fehlerhafte Betrieb auf alle DDR-Nostalgiker hat? Der Schaden, den die Bahn durch ihr Fehlverhalten verursacht hat, geht weit über den Ärger des S-Bahnfahrers hinaus und ist dem Zusammenwachsen Berlins nach über zwanzig Jahren nach der Vereinigung in jeder Hinsicht - wirtschaftlich, imagemäßig und mental - abträglich.

Wer wird zur Verantwortung gezogen? Verzichten die S-Bahnmanager und zuständigen Bahnmanager auf ihre Bonizahlungen, oder trägt der Bürger wieder einmal allein die Konsequenzen für das Desaster? Die Preiserhöhung ist ein untrügliches Indiz für Letzteres.

Erschwert wird die Situation durch ein unbefriedigendes Krisenmanagement des Senats. Offensichtlich fahren die Verantwortlichen nicht S-Bahn. Warum hat die Senatsverwaltung immer noch keine Ausschreibung der Strecken in die Wege geleitet oder warum fordert der Senat nicht die Anschaffung neuer Züge?

Stattdessen diskutieren die Regierungsparteien die Übernahme der S-Bahn durch das Land bzw. BVG, angesichts der hohen Verschuldung des Landes eine unvertretbare Alternative, die zudem nicht problem- und lösungsorientiert ist.

Hans-Wilh. Groscurth,

Berlin-Charlottenburg

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