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Der Softwarekonzern SAP will mehr Menschen mit Autismus einstellen.

© dpa

Autisten bei SAP: Die Anderen auf dem Arbeitsmarkt

Der Softwarekonzern SAP will mehr Autisten einstellen, weil diese gut mit Zahlen umgehen können. Im Moment haben es Menschen mit Besonderheiten leicht auf dem Arbeitsmarkt. Doch das bleibt eine Ausnahmeerscheinung.

Sie haben außerordentliche Talente? Sie sind aber ein bisschen anders als alle anderen? Macht nichts. Jetzt dürfen Sie gerne arbeiten. Der Softwarekonzern SAP will Autisten einstellen, weil die so gut mit Zahlen umgehen können. Microsoft umwirbt Studienabbrecher, weil sie die interessanteren Gedanken haben. Die Besonderheit von Menschen mit ausschließlich besonderen Begabungen wird für den Bereich der Altenpflege wohlwollend geprüft.

Auf einmal ist auf dem Arbeitsmarkt Platz für alle. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass es nicht so gemeint ist. Wer anders ist, muss schon Glück haben, um angestellt zu werden. Zwar loben alle Unternehmen gemischte Teams. Zwar versprechen alle Politiker, die Schranken zwischen den formalen und informellen Qualifikationen weicher zu machen, damit nicht ein Stück Papier darüber entscheidet, ob jemand ein guter Arbeiter sein darf. Für Schüler wäre es beispielsweise schön, wenn spanische Lehrer nach Berlin und Brandenburg kämen, um die Spanischlehrer-Lücke zu schließen. Aber schön für deutsche Spanischlehrer ist es doch auch, dass spanische Spanischlehrer kein zweites Staatsexamen haben. Deshalb müssen sie lange warten, bis sie hier Klausuren korrigieren dürfen, während die anderen sich die Stellen aussuchen können.

Wer würde es den Autisten nicht gönnen, endlich einen Job bei einer der besten Firmen Deutschlands zu bekommen. Aber um den Preis, dass Durchschnitts-Informatiker mit zwei Kindern und einer Hypothek leer ausgehen? Personalchefs, Eltern und Lehrer wissen das. Deshalb versuchen sie, Abweichler zackig auf Kurs zu bringen.

Selbst wenn manche der schulschwachen Jugendlichen außerordentliche Begabungen hätten: Die Erwachsenen wären glücklicher, wenn die Kinder in Deutsch und Mathe eine Zwei nach Hause brächten. Ein Arbeitsmarkt, auf dem sich die Arbeitsplatzbesitzer bereitwillig von neuen Gruppen und Bewerbern herausfordern lassen, wäre interessant und nützlich. Doch er bleibt eine Ausnahmeerscheinung auf einem geplünderten Arbeitsmarkt.

Menschen, die anders sind, können oft sehr gut arbeiten. Aber sie machen auch Arbeit. Das bleibt ihr Problem.

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