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Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast und der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann auf dem traditionellen Stallwächterfest.

© dpa

Baden-Württemberg feiert: Biodiesel im Blut

Wenn in den Ländern die Regierungen wechseln, merkt man das auch in Berlin. Jedenfalls bei den gewöhnlich zu Sommerbeginn anstehenden Massenpartys der Landesvertretungen.

Ist der Regierungswechsel erst kurz vor dem Sommer, dann ist das Fest freilich schon geplant. Weshalb die Akzentsetzung im Programm möglicherweise überrascht. Zum Beispiel am Donnerstagabend vor der Botschaft von Baden-Württemberg. Denn da standen sie aufgereiht, der Stolz der Landeskinder, alte und edle Karossen aus den weltbekannten schwäbisch- badischen Fertigungsbetrieben: vom Ur-Benz von 1886 bis hin zu neuen Kutschen von Porsche, Daimler, Audi. Und da musste Winfried Kretschmann vorbei, der im Gegensatz zum Koalitionspartner eben kein Benzin im Blut hat, sondern allenfalls Biodiesel. Das Festmotto hieß: Automobilsommer 2011.

Aber weil sie ja alles können und konnten, da unten in Südwest, war auch für den grünen Ministerpräsidenten etwas Grünes dabei: die neueren Fahrzeuge E-Mobil, zudem der Nachbau des ersten Hybridautos der Welt, von etwas schwerfälliger Anmutung zwar, aber damit doch irgendwie landes- und somit auch kretschmanntypisch. Um 1900 von Ferdinand Porsche konstruiert, mit einer Riesenbatterie und zwei Benzinmotoren. Frühes schwäbisches Quer- und Vorausdenken eben. Und Kretschmann ist ja auch so einer, der gern mal etwas anders denkt als andere.

Das hatten sie bisher zwar nicht so gern bei den Grünen, zumal bei denen in Berlin nicht. Aber am Donnerstag war das vergessen, sie lieben ihn jetzt, welch ein Fest, Grün regiert, im Autoland! Renate Künast war natürlich angemeldet, zuvor hatte sie sich sogar mit Kretschmann vor dem Brandenburger Tor ablichten lassen, für den Wahlkampf demnächst. Kretschmann ist ja kein so großer Berlin-Fan, aber was soll’s.

Das Untermotto der Fete: Baden- Württemberg bewegt die Menschen. Außer Angela Merkel. Nein, das gehörte natürlich nicht mehr zum Motto, die Kanzlerin hatte nur abgesagt, andere Termine. Dafür wollten Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier kommen – wann gibt es schon mal Gelegenheit, das Mitregieren der SPD in Baden-Württemberg mitzufeiern.

Ach ja, Lauchküchle, Alblamm oder die Gemüselinsen waren im abendlichen Menü mit einem * versehen. * aus ökologischem Anbau war darunter angefügt. Der Hinweis hätte vermutlich gefehlt, wäre Stefan Mappus noch Ministerpräsident. Öko war nicht sein Ding. Grün war für ihn allenfalls als Autofarbe akzeptabel.

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